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Freizeit-Parlamentarier

■ Lafontaine kneift im Bundestag

Bonn (taz) — Also irgendwie funktioniert das System der parlamentarischen Demokratie doch anders, als man es in der Schule gelernt hat. Zum Beispiel gestern: Da entschied der SPD-Kanzlerkandidat und saarländische Ministerpräsident Lafontaine, in der Debatte des Bundestages zum Nachtragshaushalt nichts zu sagen.

Seine Begründung: Kanzler Kohl rede auch nicht. Sich mit dem parlamentarischen Geschätsführer der CDU/CSU-Fraktion Friedrich Bohl auseinanderzusetzen, darauf verzichte er: „Mein Auftrag ist die Herausforderung des Bundskanzlers.“

Wirklich verzichten mochte der Kandidat dann aber doch nicht. Und so erläuterte er den Bonner JournalistInnen seine wirtschafts- und finanzpolitischen Vorstellungen im Saal der Bundespressekonferenz — wenige hundert Meter vom Parlament entfernt, in dem die SPD-Abgeordnete Ingrid Matthäus-Maier just in denselben Minuten die finanzpolitischen Vorstellungen jener Partei verbreiten mußte, deren Kanzlerkandidat sich zu bedeutsam war, in jenem Parlament aufzutreten, in dem der Kanzler an jenem Tag auch nicht ... Vergiß sie doch, diese Freizeit-Parlamentarier. ff

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