: Freitag
Ganz so paradiesisch, wie der SFB 3-Pressetext es uns vorgaukeln will, sieht die schöne neue Welt der Industrie nun doch nicht aus. Aus eigener Anschauung weiß die Autorin dieser Zeilen, daß es mit der „Erhebung“ des Mitarbeiters vom Befehlsempfänger zum selbstdenkenden Individuum in der Praxis noch nicht so weit her ist. Aber weil jedes schillernd verpuppte Lippenbekenntnis irgendwann einmal zum wahren Schmetterling werden kann, sei die frohe Botschaft dennoch verkündet: vom hochmotivierten „Produktionsfaktor Mensch – und post-,Modernen Zeiten‘ in der Industrie“ erzählt Jutta Giani um 19.05 Uhr.
Solch schönfärberischen Zukunftsvisionen aus der „Gesellschaftspraxis“ setzt der BR 2 um 22.05 Uhr ein literarisches Konzept entgegen: In Raymond Federmans Hörspiel „Die Nacht zum 21.Jahrhundert oder Aus dem Leben eines alten Mannes“ geht es um die möglichen Wirklichkeiten am Silvesterabend des Jahres 1999. Irgendwie ist ein eigenwilliger alter Herr aus dem erlauchten Kreis der hochmotivierten und (unkritischen) Erdlinge herausgefallen und erwartet seine Deportation in eine Weltraumkolonie. Seine besten Freunde durchforsten nun sein Leben nach dem Bestrafungsgrund. GeHa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen