"Freiheit" kein Opfer: Kein Platz in der Mitte der Gesellschaft
Die islamkritische "Freiheit"-Partei um den Ex-CDU'ler geriert sich als Opfer, weil ihr Räume versagt werden. Dabei landet sie nur, wo sie hingehört: an den Rand.
D ie neue Partei mit dem großen Namen "Die Freiheit" hat die unangenehme Erfahrung gemacht, ziemlich unfrei zu sein. Weil erst ein Hotel, dann eine Sprachschule ihr die Räume kündigte, fiel eine groß angekündigte Versammlung aus. Nun stilisiert sich der Gründer der Partei, René Stadtkewitz, zum Opfer der Meinungsdiktatur. Völlig zu Unrecht: Das, was der Partei widerfährt, ist lediglich die Konfrontation mit der Realität. Stadtkewitz muss realisieren: Islamkritiker sind vielerorts schlicht nicht erwünscht.
Natürlich kann man darüber nachdenken, ob in einer demokratischen Gesellschaft nicht jede legale Partei - und sei sie noch so unsympathisch - das Recht auf einen Raum haben müsste. Doch geht es hier nicht um öffentliche Orte, sondern um private Häuser. Die Eigentümer können selbst entscheiden, wem sie ein Dach über dem Kopf bieten und wem nicht.
Berliner Berührungsängste
In einem Hotel am Stadtrand oder einer Hinterhofspelunke würden die Rechten sicher noch einen Raum finden, um eine Versammlung abzuhalten. Doch die Islamkritiker wollen in der Innenstadt bleiben. Die GLS-Sprachschule liegt an der Kastanienallee im schicken Prenzlauer Berg. Auch SPD, Grüne und Linkspartei haben dort schon Veranstaltungen durchgeführt. Hier könnte die Partei signalisieren: Wir gehören voll dazu.
Aber so ist es nicht. Viele Berliner haben zum Glück Berührungsängste, wenn es um die Islamkritiker geht. Private Anbieter fürchten um ihren Ruf. Stadtkewitz muss sich offenbar in der Peripherie eine Bleibe suchen. Die Partei wird damit physisch verortet, wo sie auch politisch hingehört: an den Rand, nicht in die Mitte der Gesellschaft.
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