Freiheit für den Berliner Tobias P.: Angeblicher Autobrandstifter wieder frei
Tobias P. ist nach sechs Wochen U-Haft auf freiem Fuß. Laut seiner Anwältin hätte sich der Verdacht nicht erhärtet. Die Staatsanwaltschaft legt Beschwerde ein.
Bei den Ermittlungen gegen die Autobrandstifter aus der linken Szene laufen Polizei und Staatsanwaltschaft auf eine neue Schlappe zu. Der im November verhaftete Tobias P. ist am Dienstag nach 43 Tagen überraschend aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Ein Richter hatte zuvor den Haftbefehl ausgesetzt, weil sich ein dringender Tatverdacht nicht mehr aufrecht erhalten lasse, berichteten übereinstimmend die Rechtsanwältin von Tobias P. und ein Sprecherin der Staatsanwaltschaft.
Der 23-Jährige war am frühen Morgen des 16. November laut Polizei "in unmittelbarer Nähe von zwei brennenden Fahrzeugen" von Zivilfahndern in Friedrichshain festgenommen worden. Die mittlerweile weitgehend abgeschlossene kriminaltechnische Untersuchung habe jedoch kein belastendes Material gegen P. ergeben, sagte seine Anwältin Undine Weyers. An den Händen ihres Mandanten seien weder Brandmittel noch Ruß festgestellt worden. Es lasse sich nicht einmal sicher sagen, womit die PKW angezündet wurden.
Die Staatsanwaltschaft hat Beschwerde gegen die Aufhebung des Haftbefehls eingelegt. "Wir gehen weiter von einem dringenden Tatverdacht aus", sagte eine Sprecherin. Sie rechnete allerdings nicht damit, dass über die Beschwerde noch vor Neujahr entschieden werde.
Obwohl dieses Jahr weit über 200 Fahrzeuge angesteckt wurden, konnte bisher kein einziger Täter mit politischem Motiv verurteilt werden. Erst Anfang November war die 21-jährige Alexandra R. vom Vorwurf, ein Auto angezündet zu haben, freigesprochen worden. Sie hatte über fünf Monate in U-Haft gesessen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml