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Freifunk-Aktivist über eigene Netze"Ein Gerät auf dem Fensterbrett reicht"

Freifunk-Gruppen bauen sich eigene Netze auf, um Zwängen kommerzieller Provider zu entgehen. Jürgen Neumann von der Berliner Gruppe erklärt, wie das geht.

Auch in ländlicher Umgebung möglich: ein Freifunk-Netz. Bild: imago/INSADCO
Interview von Ben Schwan

taz.de: Herr Neumann, was ist das Ziel von Freifunk?

Jürgen Neumann: Freifunk ist eine nicht-kommerzielle Initiative für freie Netzwerke - funk- und drahtbasiert. Unsere Vision ist die Demokratisierung der Kommunikationsmedien durch freie digitale Netze und Infrastrukturen.

Freifunk-Netze sind Selbstmach-Netze! Jeder Nutzer im Freifunk-Netz stellt seinen WLAN-Router für den Datentransfer der anderen Teilnehmer zur Verfügung. Im Gegenzug kann er oder sie ebenfalls Daten, wie zum Beispiel Text, Musik und Filme über das interne Freifunk-Netz übertragen oder über von Teilnehmern eingerichtete Dienste im Netz chatten, telefonieren und vieles mehr. Einige Teilnehmer stellen zudem ihren Internet-Zugang zur Verfügung und ermöglichen anderen damit kostenlos den Übergang zum weltweiten Netz

Wie viele Menschen machen in Deutschland dabei mit?

Sowohl in den Städten als auch auf dem Land gibt immer mehr Freifunk-Gruppen. Wie viele Menschen genau mitmachen, kann ich Ihnen nicht sagen. Freifunk.net ist per Definition eine dezentrale und sehr lokale Angelegenheit. Wir kennen nur die Projekte und Akteure, die sich freiwillig auf unserer Website oder Mailinglisten registrieren.

Freifunk-Initiativen

Freifunk-Initiativen gibt es schon seit einigen Jahren auf der ganzen Welt. Dabei bauen Nutzer ihre eigenen Drahtlosinfrastruktur auf, um Orte zu vernetzen, denen Internet fehlte - oder um kommerzielle Anbieter zu umgehen. Die Kampagne hat die Verbreitung von Know-how über den Bau selbstverwalteter drahtloser Funknetzwerke zum Ziel. IT-Experte Jürgen Neumann hat die Gruppe 2002 in Berlin mitbegründet.

Seit 2003 bauen beispielsweise in Sundhausen, einem 450-Einwohner-Dorf, eine Hand voll Leute sehr erfolgreich ein Freifunknetz auf, das mittlerweile auf drei weitere Dörfer mit insgesamt 85 Haushalten ausgedehnt wurde. In urbanen Ballungsräumen dürfte es Tausende Menschen geben, die kleinere und größere Freifunk-Netze betreiben.

Wie ist ein Freifunk-Netz aufgebaut?

Dazu gibt es kein Patentrezept. Wichtigster Grundgedanke ist die Einhaltung des so genannten Pico-Peering-Agreements. Dabei geht es darum, dass eine Person anderen erlaubt, Datenpakete über die eigenen Geräte beziehungsweise die eigene digitale Infrastruktur kostenlos zu versenden. Das entspricht absolut dem ursprünglichen Gedanken des Internets, in dem verschiedene private und staatliche Entitäten sich wechselseitig in sogenannten Peering-Agreements erlaubt hatten, kostenlos und uneingeschränkt Daten über die Netzwerke der anderen Infrastrukturanbieter zu übermitteln.

Leider ist dieser Ansatz zum Nachteil aller durch die voranschreitende Monopolisierung des Netzes heute nicht mehr die Realität. Wir von Freifunk wollen aber, dass es überall eine für alle gleichermaßen nutzbare digitale Infrastruktur gibt, die diskriminierungsfrei, auch durch nicht kommerzielle Entitäten und Privatpersonen genutzt und erweitert werden kann. Lizenzfreies WLAN erlaubt es uns, diese Idee am einfachsten und kostengünstigsten selbst zu realisieren. Es wäre aber durchaus auch möglich, Teile eines Freifunk-Netzes in Form eines eigenen Glasfasernetzes beispielsweise durch lokale Genossenschaften zu realisieren. Dazu gibt es Projekte in Belgien und Dänemark.

Müssen für ein Freifunk-Netz irgendwelche Anmeldungen bei Behörden vorgenommen werden oder kann schlicht jeder mitmachen, der "Platz auf dem Dach" hat?

Der Betrieb von handelsüblichen WLAN-Basisstationen, die im sogenannten ISM-Band funken, ist ohne Anmeldung oder Genehmigungen lizenzfrei möglich. Das gilt für fast alle Länder der Welt. Es ist auch nicht immer notwendig, den Accesspoint aufwändig auf dem Dach zu installieren.

In dichter besiedelten Gebieten reicht es häufig, das Gerät einfach auf das Fensterbrett zustellen. Die Position von Gerät beziehungsweise Antenne hat natürlich Einfluss auf die Sende- und Empfangsqualität und damit auch auf die erreichbare Datenübertragungsgeschwindigkeit. Doch besser den langsamen Freifunk auf dem Fensterbrett, als gar keinen Freifunk auf dem Dach.

Kommerzielle Stadtvernetzungsprojekte scheinen in Deutschland weitgehend gescheitert zu sein, momentan beherrschen vor allem Hotspot-Betreiber wie Boingo oder die Telekom den Sektor. Könnten Fördergelder Abhilfe schaffen?

Kommerzielle Projekte haben in der Regel zum Ziel, möglichst kurzfristig eine Rendite zu erwirtschaften, die einem einzelnen Unternehmen zugute kommen soll. Es ist aus meiner Sicht aber unmöglich, ein großflächiges WLAN-Netz jenseits innerstädtischer Ballungszentren zu errichten und diese auch längerfristig wirtschaftlich zu betrieben.

Deshalb wäre es meiner Ansicht nach auch der falsche Weg, hier die üblichen Verdächtigen kurzfristig mit Fördergeldern auszustatten. Denn ich würde erwarten, dass diese schon nach kurzer Zeit feststellen würden, dass ein Weiterbetrieb ohne weitere Fördergelder nicht möglich wäre. Das Geld wäre futsch und an der Situation weiter Teile der Bevölkerung hätte sich nichts geändert.

Digitale Netze sind zunehmend Teil unserer vitalen Infrastruktur. Sie haben vor allem einen volkswirtschaftlichen Nutzen und müssen meiner Ansicht nach deshalb auch wie andere Infrastruktur-Projekte differenziert behandelt und bedarfsorientiert subventioniert werden. Anstelle weniger Konzerne wünsche ich mir eine bunte Mischung von staatlichen, kommunalen, kleineren und größeren privatwirtschaftlichen Initiativen und Firmen, Verbänden und Genossenschaften.

Im Bereich der Wasser- und Stromwirtschaft haben wir gelernt, wie fatal sich hier eine Konzentration auf große Konzerne auswirken kann. Es ist Zeit für ein Umdenken. Unsere digitale Infrastruktur muss nachhaltig wieder dezentraler aufgebaut und den lokalen Anforderungen entsprechend auch subventioniert werden. Selbst die direkte Einbeziehung der Bevölkerung ist im Bereich von WLAN, wie wir es seit Jahren mit Freifunk bewiesen haben, möglich.

Im mobilen Internet gibt es den Trend, nach Gigabytes abzurechnen - es ist daher nicht das Multimedianetz, das man vom Festnetz-Internet kennt. Ist es an der Zeit, dass sich Bürger selbst organisieren?

Definitiv. Und neben den höheren Kosten gibt es noch viele weitere Gründe: Das "mobile Internet" ist nämlich genau genommen eine Lüge. Denn alle Provider verwenden in ihrem Funknetz private IP-Adressen, die sie dann über spezielle Gateways im Internet gebündelt kontrollieren und auf ein paar wenige offizielle IP Adressen hin "übersetzen".

Damit wird beispielsweise auch verhindert, dass ich ein mobiles Endgerät ohne weiteres selbst aus dem Internet erreichen kann. Ich kann also z.B. ein Smartphone nicht von meinem PC aus über das Internet ansprechen. Das ist schade, denn sonst könnte ich ja beispielsweise kostengünstig bis kostenfrei via Voice-over-IP (VoIP) mit dem mobilen Endgerät telefonieren - geht aber eben nicht, beziehungsweise nur mit ein paar komplizierten Tricks oder speziellen Anwendungen. Zum anderen gilt die Netzneutralität in den Mobilfunkprovider-Netzen praktisch nicht. Da wird gefiltert und priorisiert, was das Zeug hält. Mit der Idee eines freien Internet hat das gar nichts zu tun.

In Ägypten hat ein Staat die Radikalmaßnahme der Internet-Abschaltung ergriffen, um gegen Proteste aus dem Volk vorzugehen. Könnte ein Freifunk-Netz in solchen Fällen Abhilfe schaffen?

Sicher. Aber ich mahne zur Vorsicht, wenn Technologie zur Umgehung staatlicher Zensurmaßnahmen und Unterdrückung ins Spiel kommt. Da geht bei vielen Leuten schnell die Fantasie mit ihnen durch. Denn am Ende stehe ich im Extremfall vor der Frage, ob ich bereit bin, meinen Accesspoint weiter zu betreiben, auch wenn ich dafür eingesperrt oder im schlimmsten Fall umgebracht werden könnte.

Bin ich am Ende der einzige mit einer funkenden Basisstation, dann würde ich lieber zu traditionelleren und weniger auffälligen Methoden der Nachrichtenübermittlung greifen. Sind (und bleiben) wir viele, so wäre das Netz kaum kaputt zu kriegen - es sei denn durch eine elektromagnetische Impulswaffen oder ähnliche Methoden, die nicht jedem Staat zur Verfügung stehen. Die Dezentralität des Netzes könnte ihre Vorteile ausspielen, denn es könnte eben nicht so einfach abgeschaltet werden.

Ist es schwer, eine solche Infrastruktur aufzubauen?

Nein, absolut nicht. Das beweisen die unzähligen WLAN-Community-Projekte, die es auf der ganzen Welt gibt. Egal ob in Afrika, Amerika, Asien oder der Arktis, überall nutzen Menschen die preiswerte und lizenzfreie WLAN-Technologie, um ihre eigenen Kommunikationsinfrastrukturen damit zu errichten. Das ist wirklich nicht so schwierig. Wir haben auch gemeinsam ein kostenloses Buch geschrieben, in dem die Grundlagen und die Praxis von WLAN-Netzen ausführlich erklärt werden. Im deutschsprachigen Raum bieten wir viele Informationen und Hilfestellungen über unser Internet-Angebot und auf den lokalen Community-Treffen.

Wie können "Freifunker" Freiheitsaktivisten helfen?

Zwischen Hinfahren und Fernunterstützung per Internet wird von einzelnen engagierten Menschen alles Denkbare praktiziert. In den vergangenen acht Jahren sind viele Leute aus dem Freifunk-Umfeld in der Welt real und virtuell unterwegs gewesen, um solche und andere Projekte zu unterstützen. Auch im Bereich der technologischen Entwicklungen hat die Community international viel dazu beigetragen, Lösungen zu entwickeln, die verhältnismäßig einfach vor Ort eingesetzt werden können. Unsere Firmware, mit der WLAN-Geräte einfach Freifunk-tauglich gemacht werden, ist bereits in vielen Sprachen verfügbar, das Thema Mesh-Networks - sich selbstständig vernetzende Netzwerke - wurde entscheidend weiterentwickelt.

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12 Kommentare

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  • F
    frlan

    Freifunk ist eben nicht nur kostenloses Internet. Klar gibt es rechtliche Risiken, über die gesprochen werden muss, wenn man eine Anbindung an das weite Netz anbieten möchte -- Aber Freifunk sollte aber vor allem lokal verstanden werden. Also z.B. innerhalb des Viertels, der Straße oder im großen Maßstab der Stadt. Dabei ist es unabhängig von Telekom und Co und schmarotzt, wie es so schön gesagt wurde, auch nicht in deren Infrastruktur. Freifunk hat seine eigene.

  • K
    kleinalex

    Interessant wäre es gewesen, zusätzlich auf Haftungsfragen einzugehen: Wer steht gerade für Straf- und Zivilrechtliche Konsequenzen? Wer zahlt im Zweifelsfall oder sitzt ein?

     

    Das betrifft natürlich vor allem, aber keineswegs nur, den Teil von Netzen mit Zugang zum Internet. Da letztere aber eh den weitaus größten Teil stellen dürften (einfach weil WLan-Modem/Router/Switch-Kombinationen die häufigsten Geräte sind), ist die Frage auch dann schon sehr interessant, wenn man annimmt, dass innerhalb eines in sich geschlossenen Netzes kein Schaden angerichtet werden kann.

     

    Am Ende stehen im dümmsten Fall Ermittlungsverfahren, Hausdurchsuchungen, beschlagnahmte Hardware, Klagen auf Unterlassung, usw., usf.

  • HH
    H.J.Ga. Hamburg

    Schaut man sich unter http://start.freifunk.net/node/1 die Argumente des Abschnitts "Wie wäre es, wenn auch online jeder mit jedem kommunizieren könnte ohne eine Firma bei der man sich anmelden müsste?" an, muß man schon lange auf ner Insel gelebt haben, um dem zustimmen zu können. Wenn man dann noch die ausgeblendeten rechtlichen Aspekte bedenkt, kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Um einem Mißverständnis vorzubeugen: Ich bin kein Gegner und war selbst aktiv in "Freie Radio"-Projekten.

  • HJ
    H. J.G. Hamburg

    Wenn man sich die Geschichte des"alternativen" Gebrauchs der Medien von den 20ern des letzten Jahrhunderts, also von Arbeiterfotografen, Arbeiterradio über z.B. Freie Radios der 80er bis heute anschaut, ist das/mein etwas verkürzte Résumé erschütternd. Die deutsche Gesellschaft ist zu doof, denn die Rezipienten sind Konsumenten und keine handelnden Bürger, welch' Gründe hierfür auch immer angeführt werden mögen. Eine entsprechende Bildung fürs Volk wurde wurde zwar immer mal gefordert, doch so richtig hat's dann doch niemand gewollt. Die tumbe Masse ist halt ein kalkulierbarer Faktor, im Gegensatz zum "mündigen Bürger", von dem schon lange niemad mehr spricht.

  • W
    werner

    das größte Problem ist wohl hier der DATENSCHUTZ die Freifunkgemeinschaft kontrolliert quasi die Knottenpunkte, bietet damit Zensur und Profile, die durchaus untereinander gehandelt werden....

     

    Das ist ein Riesenproblem, wie bei Konzerne auch, nur das niemand Rechenschaft ablegen muss... ausserdem sind die Knottenpunkte auch garnicht immer politischkorrekt was wiederum Einfluss darauf hat was Konsumiert wird... blabla .... also garnicht gut.... nur mal kurz nachgedacht... aber besser als als garnicht

  • P
    p77

    "Ist es schwer, eine solche Infrastruktur aufzubauen?

    Nein, absolut nicht."

     

    Dieses ist wohl ein ziemlich dreiste Untertreibung.

    Wers nicht glaubt, möge den Selbstversuch starten, und versuchen sich die Frage zu beantworten:

    "Was muss ich tun, um am Freifunk in meiner Stadt teilzunehmen?"

     

    Viel Spaß!

    Man findet längst eingegangene Initiativen, veraltet Dokument, Verweise auf seit 8 Jahren nicht mehr angebotene "standard"-Hardware und die Bitte, sich an der Firmware-Programmierung zu beteiligen.

    Nee, so wird das nix.

  • OK
    Oliver Kröger

    Schade, dass sich die taz als schnöder Stichwortgeber geriert. Ein paar kritische Nachfragen (z.B. zum Thema Kostenstrukturen und Geschäftsmodell von Netzbetreibern) wäre schön gewesen. Dann hätte sich auch gezeigt, das die Freifunk-Aktiven in quasi-schmarotzer-ähnlicher Art und Weise die (sehr teure) installierte Infrastruktur nutzen, ohne das adäquat bezahlt wird. (Einer zahlt Flatrate 30 EUR, 100 surfen for Free.) So funktioniert das Geschäftsmodell der Netzbetreiber (an dessen Anfang die teure Erschliessung/Verkabelung liegt) nicht mehr. Das die Marge für den Netzbetreiber sinkt, bzw die Amortisation länger dauert - damit kann man leben. Wenn den Netzbetreibern aufgrund solcher "Multi-User"-Anschlüsse alerdings Verträge und Einnahmen flöten gehen, werden sie schlicht die Flatrate-Preise in Zukunft erhöhen.

     

    Dann lieber - wie auch vom Aktivisten angesprochen - eine stärkere politische Zuordnung von Netzinfrastruktur in den Bereich der Daseinsvorsorge. Internet für alle wie Wasser/Strom und Gas. Inklusive Mitbestimmung (z.B. über kommunale Träger und Betreiber.)

  • F
    Freibeutler

    Ich finde diese Sache wirklich gut. Allerdings bekomme ich Angst, wenn ich daran denke, dass unter meinem Fensterbrett jemand über meine IP munter Kinderporno lädt oder verteilt. Im schlimmsten Falle fällt das dann nämlich auf mich zurück. Schade, dass in Ihrem Artikel nichts über derartige Gefahren steht.

  • P
    Pyro

    Ein paar kritische Nachfragen, z.B. ob man in Deutschland für illegalen Download anderer belangt werden kann [nein, kann man nicht; zumindest nicht bei der speziellen Freifunk-Firmware] oder Verlinkungen zu entsprechenden Projekten wären schön gewesen. So ist das zu wenig, um auch nur annähernd zu verstehen was Freifunk ist und macht.

  • D
    dirk

    Ich finde die Idee von Freifunk ja sehr verlockend. Gerade mit Blick auf die Ereignisse in Ägypten (und anderswo).

    Leider vermisse ich in diesem Artikel eine Erörterung der Problematik der Mithaftung. Was passiert also wenn über das Freifunknetz illegale Aktivitäten stattfinden.

     

    Auch interresant in diesem Zusammenhang ein Vortrag von Eben Moglen, gehalten auf der letzten FOSDEM. Er beschreibt, warum eine freie Infrakstruktur unabdingbar für eine freie Gesellschaft ist (Englisch): Why Political Liberty Depends on Software Freedom More Than Ever - http://www.youtube.com/watch?v=-BSLBvwyUEs

  • HS
    Hans Stoffel

    Lieder geht das Interview garnicht aus die "Spaßbremse Nr. 1" für angehende Freifunker in Deutschland ein, nämlich die rechtlichen Risiken.

     

    Wenn Dritte über den "Router auf dem Fensterbrett" urheberrechtlich geschützte Dateien verteilen, wird man ganz schnell als "Mitstörer" in Haftung genommen und zur Zielscheibe abmahnwütiger Anwälte.

     

    Darüber hinaus sehen die Strafverfolger in jemandem, der sein Netz Dritten zur Verfügung stellt, eher einen Mittäter als ein Mitopfer, wenn strafrechtlich Relevantes über diesen Router läuft. Als erstes wird dann alles beschlagnahmt, was nur im entferntesten wie ein Rechner aussieht, um zu klären, ob man wirklich nur "Mittäter" ist oder doch der alleinige Täter, weil sich die problematischen Dateien auf einem dieser Rechner befinden.

     

    So lange Gesetz und Rechtsprechung so sind wie sie sind und nicht etwa die Haftungsfreistellung der Internetprovider für die transportierten Inhalte explizit auch für Freifunker gilt (was eigentlich durchaus logisch wäre) kann man Privatmenschen nicht guten Gewissens raten, ihr Netz unkontrolliert für Dritte zu öffnen.

     

    Es grüßt Euch: Stoffel

  • H
    HamburgerPirat

    Seinen Router auf die Fensterbank zu stellen und einen Zugang ohne Verschlüsselung einzurichten ist leicht. Das würden auch viele Leute gerne mitmachen.

     

    Als großes Problem sehe ich (leider):

     

    Wie verhindert man, daß irgendwelche Abmahnmafiosi und Zensurkammern einen wegen "Störermithaftung" (ja, dass heisst auch noch so lächerlich) drankriegen, falls doch jemand über die "eigene" IP dann mal Meinungsäußerung betreibt oder andere schlimme Dinge tut?

     

    (Im Zweifelsfall setzen die sich erst selber ins Straßencafé nebenan, drehen ne Runde bei emule, lassen ne Handvoll knackige Kommentare auf dem eigenen Anwalts-Blog, um anschliessend, um nach der Brandstiftung als Feuerwehr die IP der überraschenden Besucher zu ermitteln...)

     

    Auch DSL- und Mobilfunk-Anbieter haben prinzipiell ein Motiv, dies zu verhindern/sabotieren....

    DSL-Anbieter haben ja auch so schon panische Angst or wohnungsüberfreifendem DSL-Sharing...

     

    Frage, die in diesem Artikel leider mit total gar keinem Wort behandelt wurden...