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Freies Radio begleitet BerlinaleDie Wellenreiter sind wieder da

Anlässlich der Berlinale wird es wieder ein temporäres Freies Radio geben. Die Macher bewerben sich auch um eine dauerhafte Frequenz - in Konkurrenz mit anderen.

Wer ein nichtkommerzielles und frei gestaltbares Radioprogramm sucht, hat es in Berlin schwer. Bild: photocase

"Berlin will sein Radio zurück!" Wer im Internet das Herbstradio ansurft - die aktuelle Plattform kleiner Berliner Radiogruppen, die sich dem gleichnamigen, im November ausgelaufenen temporären Radio verdankt -, erhält in der Adresszeile als Untertitel diese großspurige Behauptung. Tatsächlich hat Berlin ein nichtkommerzielles und frei gestaltbares Radio zurückbekommen, wenn auch wieder nur vorübergehend.

"Herbstradio Kinofunk" heißt das von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) für einen Monat genehmigte Projekt, das sich auf 99,1 MHz um die ansonsten weniger beleuchteten Programmteile der Berlinale Mitte des Monats kümmern will und auch über das seit einigen Tagen laufende Medienkunstfestival Transmediale berichten wird. Laut Selbstdarstellung planen insgesamt 200 Beteiligte darüber hinaus, Beiträge über Lesungen, Konzerte und Ausstellungen zu machen. Und sie wollen sogar "aus den Kiezen berichten, Geschichten erzählen und Experimentelles zu Gehör bringen".

Ein umfassender Ansatz also, und das ist kein Zufall. Schließlich bewerben sich die gleichen Leute parallel dazu um Sendezeit für den Rest des Jahres - ein "freies Kulturradio" ist ihr Ziel. Bis 15. Februar läuft eine Ausschreibung der mabb für nichtkommerziellen Rundfunk auf zwei sich räumlich ergänzenden Frequenzen. Doch ein Radiobetrieb kostet viel Geld, solange die mabb nicht von den Regierungen Berlins und Brandenburgs explizit den Auftrag bekommt, neben dem Offenen Kanal "Alex" (ex-OKB) auch wirklich Freies Radio zu finanzieren. Vor zwei Monaten wurde deshalb auf der Herbstradio-Homepage eine Spendenkampagne gestartet.

Allerdings werden die zunächst angepeilten 50.000 Euro wohl nicht zusammenkommen. Paul Motikat von der Gruppe "Radiopiloten" und federführend bei der Antragsstellung, rechnet eher mit 5.000 bis 6.000 Euro. "Aber wir kriegen das hin", gibt sich Motikat überzeugt. Die rund 35.000 Euro für Urheberrechts- und Leistungsschutzgebühren müssten vielleicht doch nicht aufgebracht werden.

Die mabb will sich in dieser Frage nicht festlegen. Ihre Justiziarin Ingeborg Zahrnt kann auf taz-Anfrage nur technische Unterstützung bei der Einrichtung der Infrastruktur für Transport und Abnahme des Radiosignals zusichern. Doch da der freie nichtkommerzielle Rundfunk sich die Frequenz mit "Alex" teilen wird, gebe es theoretisch die Möglichkeit, dass neue Gebühren vermieden werden können.

Wie die Koexistenz auf UKW letztendlich aussehen wird, ist ebenfalls noch offen. Die mabb will die eingehenden Bewerbungen abwarten und dann ein Gesamtkonzept beschließen. Vizedirektorin Susanne Grams versichert, dass noch nicht einmal für "Alex" eine bestimmte Mindestsendezeit feststeht. Der sendet derzeit auf Kabel rund um die Uhr und auf UKW fast jeden Tag sieben Stunden lang.

Für die Sendezeit, die nicht von "Alex" eingenommen werden wird, sind bisher drei mögliche Bewerbungen bekannt: vom Herbstradio, dem Internet-Sender multicult 2.0 sowie dem Ohrfunk, einem Internet- und Kabelsender von und für sehbehinderte Menschen. Letzteren beiden wurden seitens des Herbstradios erfolglos Kooperationsangebote gemacht. Laut Motikat hat multicult 2.0 als solches auch beim Kinofunk nicht mitmachen wollen. Nur Einzelpersonen seien an beiden Projekten beteiligt.

"Es wäre strategisch günstiger gewesen, den Antrag zusammen zu stellen", so Motikat. Nun gibt es Gedränge: Herbstradio will sich um 12 bis 14 Stunden tägliche Sendezeit bewerben, multicult 2.0 um "morgens und abends je vier bis fünf Stunden", wie Projektleiterin Brigitta Gabrin sagt - wobei zusätzlich im Internet gesendet werden würde -, und der Ohrfunk peilt laut seinem Vorstand Eberhard Dietrich sechs Stunden täglich an.

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