Frauenfußball-WM: Hart gegen Hasenfüßige
Deutschland bleibt beim 2:0 gegen Japan erneut ohne Gegentreffer und zieht als Gruppensieger ins WM-Viertelfinale ein. Überzeugen kann das Team nur in der ersten Hälfte.
HANGZHOU taz Ein weiser Ratschluss des Weltverbandes Fifa hat die Frauenfußball-Weltmeisterschaft nach Hangzhou geführt. Es handelt sich nicht nur um die laut Eigenwerbung "beste Touristenstadt Chinas", hier am schönen Westsee ruht auch des Landes bekannteste Feministin Qui Jin. Die tapfere Frau kämpfte gegen allerlei Unrecht. Nach einem Attentatsversuch auf einen regionalen Potentaten wurde sie 1907 hingerichtet.
Mit solch einem schlimmen Schicksal hätten die deutschen Fußballerinnen selbst beim Aus in der Vorrunde nicht zu rechnen. Aber es ging ja beim 2:0 (1:0) gegen Japan gut, worüber mindestens 35.000 der über 38.000 Zuschauer regelrecht abfeierten. Waren da etwa Japanhasser im Stadion? Die Deutschen dürfen jetzt nach Wuhan fliegen und am Samstag wohl gegen die USA oder Nordkorea spielen.
Bundestrainerin Silvia Neid musste gestern im Mittelfeld umstellen, nachdem Simone Laudehr wegen einer Gelbsperre fehlte und auch Ersatzfrau Saskia Bartusiak nicht spielen konnte; sie hatte sich beim Abschlusstraining im Drachenstadion von Hangzhou an der Leiste verletzt. Neid schickte im dritten Vorrundenspiel Petra Wimbersky auf den Platz, eine zusätzliche Offensivkraft.
Es blieb bei der 4-4-2-Formation, allerdings spielte Kerstin Garefrekes zentral hinter dem Angriff und Wimbersky auf dem rechten Flügel. Sie hätte bereits nach vier Minuten das 1:0 erzielen können, doch die japanische Torfrau Miho Fukumoto parierte glänzend. Auch die zweite Chance des Spiels erarbeitete sich die Spielerin des 1. FFC Frankfurt. Nur Sekunden später war dann Birgit Prinz erfolgreicher; nach 21 Minuten stand es 1:0. Die deutsche Elf hätte problemlos erhöhen können, wenn Sandra Smisek (41.) und erneut Prinz (45.) getroffen hätten.
Japan spielte zwar kombinationssicher und gut organisiert, war aber von der ersten Minute an optisch unterlegen. Obwohl ihnen nur ein Sieg nutzte, agierte das Team von Coach Hiroshi Ohashi recht hasenfüßig und vertraute auf eine massive Defensive. Vorn rackerte sich Yuki Nagasato meist mutterseelenallein ab.
Nach der Pause bekam sie Verstärkung von Eriko Arakawa. Und mit einem Mal traten die Japanerinnen selbstbewusst auf, waren die spielbestimmende Mannschaft, konnten jedoch die Schwächen in der deutschen Innenverteidigung nicht nutzen. Nachdem Torfrau Nadine Angerer mit hartem Einsatz beim Herauslaufen der eingewechselten Stürmerin Arakawa eine derart schwere Verletzung beigebracht hatte, dass sie ausgewechselt werden musste, verlor Japan umgehend den Faden. Nutzen konnten das die Deutschen zunächst nicht, auch nicht den Platz, der sich auf den Flügeln bot, nachdem Japan auf eine Dreierkette in der Abwehr umgestellt hatte.
Es war ein Foulelfmeter, der schließlich die Entscheidung brachte. Renate Lingor verwandelte sicher (86.). Deutschland hat sich ohne Gegentreffer für das Viertelfinale qualifiziert. Ein Spaziergang war es nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!