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Frauenfußball-EMForsche Jugend

Mit professionellem Engagement üben immer mehr junge Spielerinnen Druck auf die erfahrenen Titeljägerinnen im deutschen Team aus. Der Kampf um die Plätze im WM-Team 2011 läuft.

Kerstin Garefrekes während eines Trainings in Tampere. Bild: dpa

Als das Gespräch - unter anderem - auf die junge Frau direkt neben ihr zusteuert, gerät Kerstin Garefrekes plötzlich ein wenig ins Stottern. Dort fläzt sich gerade Bianca Schmidt, die 19-jährige Verteidigerin von Turbine Potsdam, wohlig in den Sessel - und spitzt die Ohren. Garefrekes registriert den Konzentrationsschub bei der Kollegin und verschreibt sich Vorsichtsmaßnahmen für die nachfolgenden Sätze. Nach einigen Sekunden ist die Weltmeisterin von 2003 und 2007 dann so weit und kann sich zum Charakter der nachrückenden Jugend äußern.

"Ich muss eben aufpassen, was ich sage", startet die schlaksige Mittelfeldspielerin mit einem kurzen Seitenblick auf Bianca Schmidt. "Sie horcht sehr genau auf meine Antworten." Ein kleiner Scherz mit durchaus ernstem Kern. "Man merkt das ganz deutlich", erklärt Garefrekes schließlich, "die jungen Spielerinnen haben klare Vorstellungen, klare Ziele. Und sie sind sehr ehrgeizig. Das sieht man allein schon daran, dass immer mehr von ihnen in die Sportfördergruppe der Bundeswehr gehen, um sich ganz auf den Fußball konzentrieren zu können. Das ist schon anders als zu meiner Zeit."

Dabei ist die Zeit von Kerstin Garefrekes noch gar nicht vorüber. Am Freitag, dem Tag ihres 30. Geburtstags, spielt sie gemeinsam mit den etablierten und den ambitionierten jungen Kolleginnen in Lahti (15 Uhr) um den Einzug ins EM-Halbfinale. Zugleich gehört sie, zusammen mit Spielerinnen wie Inka Grings (30), Ariane Hingst (30) oder Birgit Prinz (31) zu denjenigen, die sich die Heim-WM 2011 als womöglich letztes großes Etappenziel in ihren Karriereplaner eingetragen haben.

"Das ist das riesengroße Ziel, bis dahin möchten wir es auf jeden Fall schaffen", macht Abwehrchefin Hingst die Grundstimmung in der Riege der erfahrenen Nationalspielerinnen deutlich. Freifahrtscheine gibt es bei der anspruchsvollen Bundestrainerin Silvia Neid nicht. "Konkurrenz belebt das Geschäft", erklärt die gebürtige Westfälin Garefrekes dazu und urteilt: "Das ist eine Stärke von uns in diesem Jahr." Auch wenn sich Spielerinnen aus der zweiten Reihe wie Saskia Bartusiak, Sonja Fuss oder Fatmire Bajramaj mit ihren Darbietungen beim - weitgehend belanglosen - letzten Gruppenspiel gegen Island (1:0) als Kandidatinnen für die Startelf nicht eben aufdrängten.

Rechtzeitig in den Vordergrund gespielt haben sich dagegen junge Frauen wie die Hamburgerin Kim Kulig (19) im defensiven Mittelfeld oder Bianca Schmidt. Gegen Island gönnte Neid ihren beiden rasanten Aufsteigerinnen eine Verschnaufpause, die sich Rechtsverteidigerin Schmidt ("Mir gehts gut, ich fühl mich frisch, ich bin ja noch jung") selbst nicht unbedingt verordnet hätte. Erst im Februar debütierte die Abwehrspezialistin, die zwei Monate nach dem Mauerfall in Gera geboren wurde, gegen China im Nationaldress. Im Mai wurde sie dann mit Potsdam deutscher Meister. Und nebenbei hat sie auf ihrer Position inzwischen Doppelweltmeisterin Kerstin Stegemann (31) den Rang abgelaufen.

Mit Vereinskollegin Babett Peter (21), die auf der linken Seite rackert, bildet Bianca Schmidt im Team der Titelverteidigerinnen nun eine zuverlässige Abwehrklammer - und fühlt sich umgeben von den vielen, oft deutlich älteren Spielerinnen wohl wie ein Fisch im Wasser. "Ich habe ohnehin immer mehr mit Älteren zu tun, das war bei mir schon immer so", erklärt das Multitalent - 2002 wurde Schmidt deutsche Vizemeisterin im Crosslauf -, dem die beiden älteren Brüder vor zwölf Jahren den Weg zum Fußball geebnet haben.

Nun hat sie es früh bis an die nationale Spitze geschafft, gibt beim wachsenden Konkurrenzkampf hin zur WM 2011 gemeinsam mit der gebürtigen Schwäbin Kulig oder der nach zweijähriger Verletzungs- und Krankheitsodyssee wieder nach oben drängenden Célia Okoyino da Mbabi (21) den Takt vor - und nimmt dankbar Tipps entgegen. Auch von ihrer Vorgängerin Stegemann. "In der Vorbereitungsphase war das schon eine andere Situation, da waren doch einige sehr angespannt", sagt sie und verrät dann: "Jetzt kommt Kerstin Stegemann vor dem Spiel schon mal zu mir und sagt mir was Kleines." Und dann hört Bianca Schmidt sicher genauso gut zu wie bei Kerstin Garefrekes.

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