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Frauen-EishockeyWarten auf China

Nach ihrem 2:0-Finalerfolg gegen die USA bleibt den Kanadierinnen kaum Zeit zum Feiern, weil sie sich wieder einmal um die olympische Zukunft des Frauen-Eishockeys sorgen müssen.

Die Kanadierinnen waren gegen die USA erfolgreicher als die Männerriege. Bild: dpa

VANCOUVER taz | Am lautesten wurde es in der olympischen Eishockeyhalle nicht, als die Kameras die Kanadierinnen einfingen, die eben mit einem Finalsieg gegen die USA Gold gewonnen hatten. Am lautesten wurde es, wenn die edlen Zaungäste ins Bild gerückt wurden, die ihre eigenen Schläger zu Hause gelassen hatten, um ihren weiblichen Pendants moralisch beizustehen. Sie selbst waren vom Nachbarn aus dem Süden beim 3:5 im Gruppenspiel mächtig verprügelt worden. Das sollte der stolzen Eishockey-Nation im olympischen Frauen-Finale nicht noch einmal passieren, zudem können die Damen Unterstützung prinzipiell gut gebrauchen.

Denn die Weiblichkeit am Puck ist in den vergangenen zwei Wochen in Vancouver wieder ins Gerede gekommen - wegen der sintflutartigen Resultate, mit denen Kanadierinnen und Amerikanerinnen ihre Gegner aus der Halle schossen. Die Mathematiker der Stadt machten sich ans Zähl-Werk, um nachzurechnen, mit welch märchenhaftem Torverhältnis die Kontrahenten aus Nordamerika ins Endspiel geschlendert waren. Knapper Sieger: Kanada, das mit seiner wuchtigen Bilanz (46:2) den US-Frauen (40:2) beim Vorspiel ebenso ein Stück voraus war wie im Finale, das die Olympia-Gastgeberinnen 2:0 gewannen.

Seit Frauen-Eishockey 1998 ins olympische Programm aufgenommen wurde, war es der dritte Titel für die weiblichen Ahornblätter in Folge. Dem Hattrick vorausgegangen war bei der Premiere in Nagano der bislang einzige Erfolg der USA, der zweiten Weltmacht in diesem einsamen Sport. Wegen der Einöde gab zuletzt selbst IOC-Präsident Jacques Rogge den Protagonisten im Frauen-Eishockey den dringenden Rat, das weltweite Niveau der Sportart endlich zu heben, um nicht womöglich den Olympia-Status zu verlieren.

Ein Warnschuss, dem Melody Davidson momentan wenig Hilfreiches erwidern kann. "Alle Länder müssen besser werden", forderte die kanadische Cheftrainerin nach dem Finale und betonte zumindest: "Wir und die USA stecken jede Menge Stolz in unseren Sport." Das Problem aber ist die europäische Konkurrenz, von der Davidson weiß: "Die haben es aber auch viel schwerer als wir."

In Vancouver ist der durch den Atlantik verlaufende Graben aber sogar noch ein Stückchen tiefer geworden. So tief, dass sich auch die Vancouver-Gazette The Province sorgt und dem Thema am Tag vor dem Endspiel sein Editorial widmete. Titel: "Frauen-Eishockey muss bleiben". Im olympischen Programm. Um das IOC und alle anderen Kritiker ein wenig zu bezirzen, nannten die Meinungsmacher von The Province als Argument wachsende Bemühungen in Finnland und Schweden und glaubten gar - "vielleicht am wichtigsten" - in China Knospen eines entsprechenden Programms zu erkennen. Die Zahlen, die nach dem Finale im Canada Hockey Place kursierten, machten jedoch weniger Hoffnung: Im 1,3-Milliarden-Volk China soll es aktuell exakt 67 registrierte Eishockeyspielerinnen geben.

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