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Frau Morgenstund hat Gold im Mund ...

■ ... und nicht Amalgam / Auch die - billigen - Alternativen haben Mängel

Viele nehmen den Mund voll, wenn's um Amalgam geht: Die einen befürchten Nerven- und Organschäden, die anderen halten es für das Mittel. In der Tat scheint es keinen Füllstoff zu geben, der alle Anforderungen erfüllt: Billig soll er sein und haltbar, leicht zu verarbeiten und gut verträglich. Er darf weder schrumpfen noch reißen, weil sonst Bakterien eindringen, die Karies verursachen können.

Plastische Kunststoffe sind billig. Wie Amalgam können sie direkt in die Lücke gebracht werden, allerdings nur mit einem aufwendigen Schichtverfahren. Zudem bleiben sie anfällig für Risse und Brüche, und Zahnärzte schließen nicht aus, daß nach dem Härten giftige Reste übrigbleiben. Allergische Reaktionen wurden beobachtet.

Bei Gußeinlagen treiben Labor-Verarbeitung und hoher Aufwand die Kosten in die Höhe: Inlays sind etwa zehnmal so teuer wie Füllungen. Die Befürworter von Kunststoff-Inlays behaupten, daß diese widerstandsfähiger seien als Kunststoff und so haltbar wie Amalgam. Sie werden jedoch nur für Löcher empfohlen, die von Zahnschmelz umschlossen sind. Das gilt auch für Keramikeinlagen. Sie sind spröde und brechen häufig an den Rändern. Zudem werden sie meist mit Kunststoff eingeklebt, der Allergien auslösen kann.

Mit Metall-Mischungen gibt es ebenfalls Probleme. Je höher der Anteil unedler Metalle, desto eher kann die Füllung giftige Teile abgeben. Das ehemalige Bundesgesundheitsamt hatte noch empfohlen, auf Legierungen mit Blei, Cadmium und Beryllium sowie bestimmte Palladium-Kupfer-Mischungen zu verzichten.

Einmütig ist die Meinung der Zahnärzte zu Gold. Gerade wegen der Beständigkeit gelten die edlen Inlays als weitgehend ungiftig. Das Hauptproblem ist der Preis. Würden statt Amalgamfüllungen hochwertige Goldeinlagen gemacht, kostete das die Kassen jährlich zusätzlich 14 Milliarden Mark.

Monika Kappus

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