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Archiv-Artikel

ORTSTERMIN: HAMBURG RÜSTET AUF GEGEN DEN WINTER Frau Hajduks Gespür für Schnee

Fünf Kamerateams halten fest, wie die Senatorin einen Hebel betätigt, um Salz in ein Streufahrzeugs zu befördern

Vielleicht hat Thomas Dietrich zu schnell „ja“ gesagt, als sie ihn gefragt haben. Jedenfalls macht es den Eindruck, als würde ihm die Geschichte mit der Senatorin und den Journalisten immer unheimlicher, je länger sie dauert. Immer wieder soll er mit aufs Bild, soll den Schlauch halten, über den die Lauge ins Streufahrzeug gepumpt wird. Soll die Körperspannung erhöhen und dabei auch noch in die Kameras schauen.

Dabei geht’s doch eigentlich um die Senatorin Anja Hajduk, Grün-Alternative Liste, die neben ihm steht. Thomas Dietrich, 41, ist nur Staffage. Nur einer, der seit 17 Jahren bei der Hamburger Stadtreinigung arbeitet und im Winter Streudienst macht.

Und im letzten Winter, da ist das mit dem Streuen in Hamburg tendenziell schiefgegangen: Es war der härteste und längste Winter seit Jahren gewesen. Schneefall und nächtlicher Frost hatten für spiegelglatte Fußwege gesorgt – und zeitweise war dagegen kaum Spürbares getan worden.

Das soll kommenden Winter nicht mehr passieren. Deshalb hat die Umweltsenatorin eine Etaterhöhung für den Winterdienst organisiert – unter anderem, um etwa 100 zusätzliche Einsatzkräfte zu finanzieren und 1.100 Kilometer Gehwegstrecke mehr zu streuen als beim letzten Mal. Außerdem übernimmt der Winterdienst der Stadtreinigung nun Aufgaben, für die bisher die Bezirksämter verantwortlich waren. Man habe damit, sagt Senatorin Hajduk, die Organisation deutlich verbessert.

Den Bezirksämtern bleibt die Aufgabe, den Winterdienst auf den Gehwegen zu überwachen: Verantwortlich für den Winterdienst auf den Gehwegen sind die Grundstückseigentümer. Sie müssen entlang ihres Grundstücks räumen und streuen, wobei Streusalz auf Gehwegen wiederum verboten ist. Wer nicht räumt oder mit Salz streut, kann zu einem Bußgeld verdonnert werden.

Der Etat der Stadt für den Winterdienst wird in dieser Saison um 1,9 Millionen Euro auf 8,8 Millionen Euro aufgestockt. Wie hoch das Thema Winterdienst in Hamburg hängt, das zeigt sich auch am Zuspruch für den gestrigen Pressetermin: Immerhin fünf Kamerateams halten fest, wie Hamburgs Umweltsenatorin auf dem Gelände der Stadtreinigung einen Hebel betätigt, um Salz in den Laderaum eines Streufahrzeugs zu befördern. Die Kollegen vom Hörfunk zeichnen den Klang des rieselnden Salzes auf. Für die Kameras fährt Hajduk im Streufahrzeug mit. Winterdienst scheint für Hamburger so etwas Ähnliches zu sein wie für Münchner das Zapfen der ersten Maß auf dem Oktoberfest. KLAUS IRLER