: Französische Geiseln in Beirut freigelassen
■ Paris soll Zusage an Forderung der vermutlich proiranischen „Revolutionären Gerechtigkeit“ gegeben haben / Syrien vermittelte im Deal um die Freilassung der beiden Franzosen / Frankreich setzt Bemühungen um die Freilassung der restlichen Geiseln fort
Berlin (ap/afp/dpa/taz) - Zwei von der libanesischen „Organisation der Revolutionären Gerechtigkeit“ in Beirut entführte französische Staatsbürger sind am Montag abend in Beirut freigelassen und unter noch nicht geklärten Umständen in die syrische Hauptstadt Damaskus gebracht worden. Dort übergab sie der syrische Außenminister Faruk el Scharaa an drei Abgesandte der französischen Regierung.Die befreiten Geiseln flogen am Dienstag von Damaskus nach Paris ab. Laut Schreiben der vermutlich proira nischen „Revolutionären Gerechtigkeit“ hat die französische Regierung hinsichtlich der Erfüllung „der ihr bekannten Forderungen“ Zusagen gemacht. Algerien und die syrische Regierung hätten sich vermittelnd eingeschaltet. Frankreich bedankte sich am Dienstag bei Syrien für die Rolle, die das Land bei der Freilassung der Geiseln gespielt hat. Die Freilassungen seien im Rahmen der „regelmäßigen Kontakte“ erfolgt, die die französische Regierung mit den Ländern in der Region pflege, heißt es in einem Kommunique. Der 85jährige frühere Autohändler Sontag war am 7. Mai während eines Ausflugs im Libanon entführt worden. Die zweite Geisel, der 54jährige Geschäftsmann Marcel Koudari, war dagegen schon seit Februar in Beirut vermißt worden. In der Hand der „Revolutionären Gerechtigkeit“ sollen sich jetzt noch zwei technische Mitarbeiter des französischen Fernsehens befinden. Zwei Fernsehjournalisten waren bereits im vergangenen Juni freigelassen worden. Die Bemühungen um die „schnellstmögliche“ Frei lassung der restlichen französischen Geiseln - insgesamt soll es sich um acht Personen handeln, die von verschiedenen Gruppen entführt worden sind - würden fortgesetzt, hieß es in Paris. Der französische Außenminister Jean–Bernard Raimond hat die am Montag von den EG–Außenministern beschlossenen gemeinsamen Maßnahmen gegen Syrien deutlich abgeschwächt. Die Terrorismus–Verurteilung ziele nicht auf die Regierung in Damaskus, sondern auf „gewisse Syrer“. An Damaskus sei lediglich eine „Botschaft“ gegangen. Ähnliche Äußerungen gingen auch von Italien aus. Großbritannien dagegen zeigte sich über den EG–Beschluß befriedigt. Auch die USA und Japan begrüßten die Entschließung. Die US–Regierung kündigte an, sie werde „sehr bald“ eigene Maßnahmen gegen Damaskus bekanntgeben. Die syrische Regierung schwieg zu dem Londoner EG–Beschluß.
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