Frankreich schiebt Roma ab: Befremden in Bukarest
Die Abschiebung einer ersten Gruppe von Roma aus Frankreich löst in Rumänien verhaltene Reaktionen aus. Kritiker werfen der Regierung Gleichgültigkeit vor.
BERLIN taz | In Bukarest wird die Abschiebung von Roma aus Frankreich nach Rumänien mit Befremden aufgenommen. Das Romaproblem könne nicht in 48 Stunden gelöst werden und auch nicht mit "Polizeimethoden", sagte Außenminister Teodor Baconschi dem französischen Rundfunksender Radio France Internationale (RFI). Zudem löse das hastige Vorgehen der französischen Regierung ausländerfeindliche Reaktionen aus. Wenn man ganze Volksgruppen stigmatisiere, fügte der Außenminister hinzu, wecke dies "Erinnerungen der unangenehmsten Art".
Auch die Vorsitzende des Abgeordnetenhauses, Roberta Anastase, kritisierte die Zwangsrepatriierungen. Das Romaproblem sei kein rumänisches oder französisches Problem, sondern ein europäisches. Deshalb müsse es Lösungsvorschläge auf europäischer Ebene geben, sagte sie gegenüber RFI. In der kommenden Woche werden zwei rumänische Staatssekretäre in Paris erwartet, die das Thema der Abschiebungen und möglicher Wiedereingliederung der Roma mit den französischen Behörden erörtern sollen.
Der Vorsitzende des rumänischen Oberhauses (Senat), Mircea Geoana, hingegen kritisierte insbesondere die "blassen und unglaubwürdigen" Reaktionen seitens der rumänischen Regierung. Man hätte einen Krisenstab einrichten und sofort einen Dialog zwischen den zuständigen französischen und rumänischen Behörden einleiten müssen. Die Rückführung sei nur eine oberflächliche Lösung des Problems. Der Oppositionspolitiker und frühere Außenminister erinnerte auch an die Pflicht der rumänischen Behörden, sich überzeugender in dieser "heiklen Frage" zu engagieren.
Die verhaltenen Reaktionen der rumänischen Behörden, die erst in den letzten Tagen einen Regierungsbeauftragten ernannten, der sich um die Heimkehrer kümmern sollte, wurden auch von verschiedenen Romaorganisationen als Zeichen der Gleichgültigkeit gewertet. Die Roma fühlen sich nach wie vor in Rumänien diskriminiert, ebenso in Frankreich oder in anderen europäischen Ländern, erklärte Letitia Mark von der Vereinigung der Romafrauen aus Temeswar gegenüber einer Bukarester Zeitung. "Der einzige Unterschied besteht im Ausmaß der Armut, die in Rumänien höher als anderswo ist.
Noch drastischer äußert sich der Romaaktivist Ciprian Necula von der Organisation Romano Butiq, der ausgerechnet hatte, wie viel Geld der rumänische Staat zur Unterstützung der Roma ausgibt. Danach entfällt auf eine Kuh eine 10-mal höhere Summe als auf einen Roma.
Mit dieser überspitzten Kalkulation wollte er auf die Lage der zwei bis drei Millionen Roma aufmerksam machen, die schätzungsweise in Rumänien leben. Die meisten sind bettelarm. Für viele ist der Weg in den Westen die einzige Hoffnung, einer schier aussichtslosen Lage zu entkommen.
Leser*innenkommentare
karin bryant
Gast
Fragt doch mal die Spanier.Die haben naehmlich den Roma Haeuser zur Verfuegung gestellt damit sie aus ihren Huetten rauskommen.Zum Dank haben die Roma alles was man zu Geld machen kann aus den Haeusern geklaut und sind in ihre Wellblechhuetten zurueck gezogen...
Roma wollen weder integriert noch europaeisiert werden.Sie bestehen auf ihren Sitten,muessen sich dann auch nicht beklagen wenn ein Land nach dem anderen sie ausweisst. Denn diese Probleme gibt es in allen europaeischen Laendern die von den Roma heimgesucht werden.
Ich hoffe Sarkozy ist sich bewusst dass die Roma,denen seine Regierung 300 Euros gab ,sehr bald wieder zurueck kommen.
karin bryant
Gast
....wenn die rumaenische Regierung so interessiert ist wenn es um die Roma geht dann soll sie die Leute besser behandeln. Es sind schliesslich rumaenische Staatsbuerger.
paramisa
Gast
@verlogenes gerede
nur zum verständnis:
sinti sind deutschstämmige roma,
calé sind französischstämmige roma, die mit den sinti familiär weitläufig verbandelt sind (beide linien leben seit über 600 jahren in d bzw. f)
roma sind auf dem balkan ansässig, seit hundert jahren aber auch westlich davon (erste einwanderungswelle aufgrund von pogromen), gleichzeitig dient "roma" als oberbegriff für alle "stämme" - verwirrend, aber so ist es.
@caro
sehe ich genauso
@KlugChekka
" Zur Klarstellung: nicht die Menschen sind das Problem; deren Verhalten für die Umgebung allerdings schon."
habe ich nicht verstanden. fest steht: roma werden gesellschaftlich in jeder hinsicht ausgegrenzt, nicht aufgrund ihres "verhaltens" sondern weil sie roma sind. ihre armut ist nicht hausgemacht sondern ergebnis der ausgrenzung. ein romakind, das seine herkunft verschweigt (wie es bspw. in ungarn usus ist, die meisten roma leben assimiliert) wird gut durch die schule kommen und karrierewege stehen offen. wehe die familiäre herkunft sickert durch ...
Verlogenes Gerede
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Was heißt hier "Romaproblem"? Das sind zunächst mal rumänische Staatsbürger, die von anderen Rumänen wegen einer Mischung von Vorurteilen und realem assozialem Benehmen gerne aus dem Land verschickt werden, damit andere für sie aufkommen. Würde Frankreich einfach alle seine Problemjugendlichen aus der Banlieu nach Rumänien schicken und dort für sie eine schicke Siedlung am schwarzen Meer und Vollverpflegen fordern, dann würden ihnen die Rumänen zurecht den Vogel zeigen. Tatsache ist, daß die Aufnahme Rumäniens trotz ungeklärter Probleme stattfand, damit auf beiden Seiten gute Geschäfte möglich sind. Billiglohnarbeiter gegen Euro. Der Rest der jeweiligen Gesellschaft und soziale Spannungen interessierten nicht. Schröder und Fischer haben ihren Eintrag im Geschichtsbuch. Das wars. Auf Dauer geht es nicht gut. Was die rumänischen Sinti und Roma betrifft gilt es auch deren Benehmen und Taten in Frankreich zu betrachten. Französische Sinti/Roma dürften darüber kaum begeistert sein. Eine gute Lösung wäre es die Leute erst einmal auf der Regierungsgelände in Brüssel, Paris und dem Vorgarten von Joschka Fischers Grunewaldvilla unterzubringen. Das könnte einen Hauch Realität in die Debatte bringen.
Andreas
Gast
Die Roma sind rumänische Staatsbürger. Also ist es an Rumänien, sie zu integrieren. Das es schwierig ist, sieht man an vielen Beispielen. Berlin zum Beispiel. Jedenfalls kann es (noch) nicht das Problem des französischen Steuerzahlers sein. Oder der Nachbarn von illegalen Siedlungen. Rumänien und andere Staaten darf es nicht erlaubt werden, ihre Probleme zu exportieren. Die Franzosen (und die Deutschen) haben genug eigene im Land, da braucht es nicht noch dieses.
Uli
Gast
Ein mieser kleiner Rassist, dieser Sarkozy.
Vive la France!
Toko
Gast
Ich denke das Problem liegt in der Fremdartigkeit der Lebenskultur. Nicht in der Lebenskultur an sich, sondern vielmehr unser Problem, als durchschnittlicher Westeuropäer, damit umzugehen.
Ich muss allerdings auch sagen, dass es, wenn Roma in meiner Region (Ruhrgebiet) in einigen Städten gastierten, es vermehrt zu Trickdiebstählen in Haushalten kam, die unmißverständlich mit besagter Bevölkerungsgruppe in Verbindung gebracht werden konnten. Was jetzt natürlich kein Generalverdacht sein soll. Ich plädiere vielmehr dafür, auf die sozialen Mißstände dieser Gruppe einzugehen und eine Integration, wenn sie denn gewünscht ist, zu ermöglichen.
KlugChekka
Gast
@Caro: Hm, Caro,formulieren wir es einmal anders. Viele Roma haben kein Interesse, sich in die jeweiligen Staaten zu integrieren, grenzen sich von sich aus von anderen ab. Es gibt in der Masse ein spezifisches Verhalten. Wie immer man dies nun in Political Correctnes Speak bezeichnen mag. Dieses spezifische Verhalten macht die Roma in ihrer Aufenthaltsumgebung auffällig...und oft genug zum Problem. Zur Klarstellung: nicht die Menschen sind das Problem; deren Verhalten für die Umgebung allerdings schon. Sozialromantik hin oder her.
Das Verschweigen ändert nichts an Tatsachen.
Es ist nicht so, dass in den Ländern Südosteuropas für diese Menschen nichts getan wird, wie in der deutschen Presse oftmals dargestellt. Es werden z. T. ganze Neubausiedlungen für sie geschaffen. Es gibt einen Fall aus Bulgarien, da war in den von Roma bezogenen Neubauten nach 2-3 Monaten alles, was ging ausgebaut...und verscherbelt. Die extra für die Roma-Familien gebauten neuen Häuser innen und aussen Verwahrlost. Usw. Manche Symptome einer 'Integrationsunwilligkeit' lassen sich in ähnlichen Fällen in Deutschland beobachten. Der Ansatz, Roma generell als arme Opfer irgendeiner Ausgrenzung wahrzunehmen, greift sehr kurz und spiegelt oftmals nicht die Realität vor Ort.
Geht eine Gemeinde, ein Staat gegen dieses Verhalten vor, wird sie /er sofort mit der Bezeichnung rassistisch oder diskriminierend gegenüber den Roma überzogen. Das ist zwar einfach, ändert aber nichts an der Thematik.
Im Sinne eines funktionierenden Allgemeinwohles sollte hier das Motte treten: Wirklich Fördern, aber auch fordern.
Mopelkotze
Gast
"Das Romaproblem sei kein rumänisches oder französisches Problem, sondern ein europäisches."
Klar, die Rumänen wollen die Roma auch nicht haben, das weiß jeder der vor Ort war. Sie sind auch nicht integrierbar in sogenannte "moderne Industrie- oder Dienstleistungsgesellschaften". Von daher ist auch die Rechnung mit der Kuh unsinnig.
Ihnen bleibe nur die Flucht in westliche europäische Länder...
Und was machen sie dort?
Es geht keinesfalls um Stigmatisierung dieser Volksgruppe, allerdings habe ich bisher von niemandem einen vernünftigen Lösungsvorschlag gehört. Die Vorgehensweise, die teilweise in der Slowakei praktiziert wird, bedeutet für die Kinder eine totale Entfremdung und über Generationen andauernde Anpassung an den sogenannten "westlichen Lebensstil". Ist das dann menschlicher?
caro
Gast
Hier vom "Romaproblem" zu schreiben weckt auch keine schönen Erinnerungen! Wer ist denn bitte das Problem?? Die Roma? Die Abschiebungspolitik Frankreichs? Die Gleichgültigkeit der Politiker (französische wie rumänsiche, wie auch deutsche) gegenüber den sozialen Problemen vieler Romafamilien?! Der Rassismus gegenüber Roma in Rumänien?
Ich glaub, mensch könnte hier etwas ausgewogenere Worte finden für ein unausgewogenes Thema!