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Archiv-Artikel

Frankreich kann es besser

Familienvater Daniel Morichon soll 800 Euro für einen Krippenplatz bezahlen. Tagesmütter sind keine Lösung

Von KAJ

Der Familienvater Daniel Morichon ist empört. Vier Kinder hat er, zwei davon in Frankreich großgezogen. Dort war der Krippenbesuch für seine heute 14-jährigen Söhne Charles und Valentin eine Selbstverständlichkeit. Auch seine sechsjährige Tochter erhielt in Deutschland einen Kita-Platz. Doch für seinen jüngsten, den einjährigen Edgar, soll er nun keine staatlich bezuschusste Krippenbetreuung mehr bekommen.

„Meine Frau und ich müssen arbeiten. Wir brauchen das Geld, um unsere Kinder zu ernähren“, erklärt der Unternehmensberater, der vor vier Jahren aus beruflichen Gründen von Paris nach Hamburg zog. Darum hatten sie den Kleinen bereits vor einem Jahr kurz nach der Geburt auf die Warteliste für den Kita-Gutschein gesetzt. Seit 1. Februar besucht Edgar nun wie geplant die Kleinkinder-Kita. Allerdings müssen Morichon und seine Frau dies teuer bezahlen. Da sie – wie 3.000 andere berufstätige Eltern auch – keinen Krippengutschein bekommen, müssen sie den unsubventionierten Preis von 530 Euro bezahlen, ab Sommer sogar 800 Euro. Angesichts der hohen Mietkosten in Hamburg eine „unzumutbare Belastung“, sagt der Vater.

Wie berichtet, plant der Senat in seiner am Donnerstag in der Bürgerschaft zur Abstimmung gestellten Kita-Drucksache, Kinder von unter drei Jahren nur noch mit Tagesmüttern zu versorgen. Für Morichon wäre dies keine Lösung: „Ich bin nicht bereit, meinen Sohn einer fremden Person zu überlassen, die eventuell sogar finanziell gezwungen ist, Tagesmutter zu sein“. Im Gegensatz zum geschulten Personal einer Krippe würden bei diesen Kompetenz und Motivation fehlen.

Seinen großen Kindern in Frankreich habe die Krippe rückblickend sehr gut getan, sie hätten dadurch eine „positive Entwicklung“ genommen. Das wünsche er sich auch für seinen Jüngsten. Morichon betont: „Ich möchte, dass die Stadt mit meinem Steuergeld etwas für mein Kind tut.“ Die Steuerentlastung von 154 Euro pro Kind sei ohnehin „lächerlich gering“ im Vergleich zu dem, wie Frankreich Familien entlaste. KAJ