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Frankreich im Visier

■ Algeriens Islamisten drohen Vergeltung für die Festnahme von 17 „Brüdern“ an

Paris/Algier (AFP/AP/dpa) – Zwischen Frankreich und Algeriens „Islamischer Heilsfront“ (FIS) herrscht Krieg – so sehen es jedenfalls die algerischen Islamisten. Nachdem französische Polizisten am Freitag und am Samstag 17 mutmaßliche Aktivisten der FIS verhaftet hatten, schickte die „Islamische Heilsarmee“ (AIS), der militärische Arm der FIS, gestern der Nachrichtenagentur AFP eine Erklärung. Die Festnahmen seien eine „Kriegserklärung gegen die Heilsfront und die islamische Bevölkerung Algeriens“, heißt es darin. Falls die arrestierten „Brüder“ nicht sofort freigelassen würden, müsse die französische Regierung mit Vergeltung rechnen. Unterschrieben hat den Brief unter anderem der als politischer Flüchtling in Deutschland lebende FIS-Auslandschef Rabah Kebir.

Doch statt sich der Forderung der Islamisten zu beugen, ordnete die französische Regierung am Samstag abend eine großangelegte Polizeiaktion an. In vier vor allem von AlgerierInnen bewohnten Vierteln von Paris stoppten rund 500 Polizisten Autos und durchsuchten vorwiegend nordafrikanisch aussehende Insassen. Nach Ansicht von Beobachtern folgte die Aktion weniger einer Strategie, sondern diente der Einschüchterung. Von rund 3.000 angehaltenen Personen wurden 50 festgenommen. Ihre Delikte: sie hatten keine Papiere, führten Messer mit sich oder saßen betrunken am Steuer.

Unterdessen ist sich die französische Regierung offensichtlich selbst nicht im klaren, was sie mit den festgesetzten 17 Islamisten anfangen soll. Innenminister Charles Pasqua erklärte gestern, sie würden „so lange wie nötig“ festgehalten. Am Freitag hatte er noch erklärt, ein Teil der Verhafteten solle ausgewiesen werden, vorausgesetzt, es finde sich ein Land, daß sie auch aufnehmen wolle. Eine Abschiebung nach Algerien schloß Pasqua jedenfalls aus. Denn dort seien die Islamisten nicht sicher. Unter den Verhafteten ist auch der Vorsitzende der „Algerischen Bruderschaft in Frankreich“ (FAF), Dschaffar al-Hourani. Die FAF gilt als Ableger der FIS.

In Algerien entwickelt sich der schleichende Bürgerkrieg inzwischen zum offenen Massaker. Am Samstag wurde ein Schreiben der mit der FIS konkurrierenden „Islamischen Gruppe“ (GIA) veröffentlicht. Darin wird die algerische Bevölkerung aufgefordert, sämtliche öffentlichen Bildungseinrichtungen zu boykottieren. Schulen und Universitäten müßten mit Anschlägen rechnen. Die Authentizität des Schreibens erwies sich noch am Tag der Veröffentlichung. In der Stadt Blida starb der 42jährige Universitätsprofessor Abd-al-Kader Rabiha im Kugelhagel.

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