Forum im Bethanien: Die Couch muss raus
Der Bezirk kündigt dem AnwohnerInnen-Forum "Sofa" im Bethanien. Es soll in dessen Südflügel umziehen. Dort sei kein Platz, sagen NutzerInnen.
Ein Jahr nach seiner Eröffnung droht dem AnwohnerInnen-Forum im Bethanien das Aus. Das Bezirksamt habe den bisher genutzten Raum im Bethanien-Vorderhaus gekündigt, teilte das Selbstverwaltete Offene Forum der AnwohnerInnen (Sofa) in einem offenen Brief mit. Ein Ersatzraum sei jedoch bisher nicht bereitgestellt worden. Das Sofa wurde im Juli 2007 eröffnet; in dem Raum neben dem Haupteingang des Bethanien-Vorderhauses finden seither Filmvorführungen, Elterntreffen oder selbst organisierte Sprachkurse statt. Die Vertreter des Sofa kündigten rechtliche Schritte gegen die Kündigung an.
Baustadträtin Jutta Kalepky (parteilos) beruft sich bei der Kündigung auf einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) über die zukünftige Nutzung des Bethanien vom Februar 2008. Wegen Unstimmigkeiten zwischen den Nutzergruppen hatte die BVV beschlossen, das Bethanien vorerst aufzuteilen. Das Sofa spielte in dieser Entscheidung eine wichtige Rolle: Vertreter des Künstlerhauses und der Druckwerkstatt Bethanien, die größten Nutzer des Bethaniens, hatten sich wiederholt über die Anwesenheit des AnwohnerInnen-Forums im Vorderhaus beschwert. Als "Kiezdödel" bezeichnete zum Beispiel Christoph Tannert, Geschäftsführer des Künstlerhauses Bethanien, die BesucherInnen des Sofa.
Die "soziokulturelle" Nutzung des Bethanien, die ein erfolgreiches Bürgerbegehren 2006 gefordert hatte, soll laut dem Beschluss der BVV nun größtenteils auf den Südflügel beschränkt bleiben. Dorthin soll nun auch das Sofa umziehen. Im Südflügel aber gebe es weder Platz noch einen geeigneten Raum, sagt Peter Bernhard von der Initiative Zukunft Bethanien, die das Bürgerbegehren 2006 initiiert hatte. "Der Südflügel ist voll." Möglich sei höchstens ein Raum im dritten Stock. Das aber lehnt das Sofa ab, weil es keinen Aufzug gibt. Das Forum sei dann für viele BesucherInnen - etwa jene mit Behinderungen - nur noch schwer oder gar nicht mehr zu erreichen.
Das Sofa fordert bereits seit 2007 einen größeren Raum mit Wasseranschluss; das jetzige Zimmer sei mit rund 25 Quadratmetern viel zu klein. "Im Erdgeschoss des Bethanien-Vorderhauses sind nur 30 Prozent der Flächen vermietet", sagt Bernhard. Für das Sofa würde sich dort leicht ein Raum finden lassen. Die Errichtung eines Interkulturellen AnwohnerInnen-Forums sei schließlich eine zentrale Forderung des Bürgerbegehrens 2006 gewesen, meint er. "Wenn der Bezirk das Sofa rausschmeißt, zeigt er, dass er damals nur zugestimmt hat, um einen Bürgerentscheid zu verhindern."
Baustadträtin Kalepky hingegen ist optimistisch, dass andere Flächen für das Sofa gefunden werden können. Das Bezirksamt verhandle bereits mit den Nutzern des Südflügels über einen Raum, in dem das Sofa untergebracht werden könne. "Und wenn nicht im Bethanien selbst, dann vielleicht in einem Gebäude in der Nähe." Das Argument, der Raum müsse behindertengerecht sein, will Kalepky nicht ohne Weiteres gelten lassen. Bisher hätten die Vertreter des Sofa ihr nicht schlüssig dargelegt, warum dies nötig sei.
Bis über die leer stehenden Flächen im Vorderhaus verhandelt werden kann, wird es allerdings noch dauern. Der Beschluss vom Februar sah vor, dass die NutzerInnen der einzelnen Gebäudeteile sich im Rahmen eines Mieterrates an der Entscheidung über die Belegung der Flächen beteiligen. Dazu müsse jedoch zunächst einmal klar sein, ob das Künstlerhaus Bethanien im Bethanien bleibe, sagt Kalepky. Geschäftsführer Tannert hat seit Jahren wiederholt von einem Auszug gesprochen. Laut Kalepky hat der Bezirk ihm nun eine Frist von "höchsten drei bis vier Wochen" gegeben, um eine Erklärung abzugeben, ob das Künstlerhaus auszieht oder nicht.
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