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Forschungsprojekt geplantUnterirdischer Atomstrom

Ein Windkraftunternehmer aus Trier plant ein Mini-Atomkraftwerk, das in der Erde verbuddelt werden soll. Die Anlagen sollen so sicher vor Terroranschlägen sein.

Oben Natur, unten Atomkraft. Bild: ap

Während Deutschlands Politiker über die Laufzeiten von Atomkraftwerken diskutieren, hat das Oberverwaltungsgericht Koblenz an diesem Mittwoch über einen ganz anderen Fall in Sachen Kernenergie zu entscheiden: Der Windkraftunternehmer Jörg Temme, Chef der Temme AG, will in Seffenweich bei Bitburg ein unterirdisches Mini-Atomkraftwerk bauen. Im Februar 2008 erteilte das Verwaltungsgericht Trier für den ersten Bauabschnitt bereits die Genehmigung. Die Verwaltung des Eifelkreises Bitburg ging in die Berufung, die nun verhandelt werden soll.

Ihm selbst erscheint die Idee wohl ziemlich genial, vielen anderen dagegen eher dubios: Temme plant ein Forschungsprojekt mit einem etwa drei mal drei Meter großen Container, der so weit vergraben werden soll, dass nur noch eine Kuppel herausragt. In dem Container soll beim Kernzerfall einer strahlenden Substanz wie zum Beispiel Thorium Energie gewonnen werden, die ins Stromnetz eingespeist werden soll. Zwar ist der Neubau von Kraftwerken seit dem Atomgesetz verboten, nicht jedoch der Bau von Forschungsanlagen, worauf sich Temme juristisch auch bezieht. Zusätzlich fehlt Temme aber noch eine strahlenschutzrechtliche Genehmigung.

Als Hauptgrund für seine Pläne nennt Temme, dass normale Atomkraftwerke mit modernster Waffentechnik leicht anzugreifen seien. "Wir haben selbst Beschusstests in Osteuropa durchgeführt", sagt er. Und da er den Ausstieg aus dem Atomausstieg für gut möglich hält, müsse die Sicherheit der Kernkraftnutzung verbessert werden. Dabei ist Temme selbst auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien tätig. "Aber ich bin über all die Jahre vernünftig geworden", begründet er seine Einschätzung zum angeblichen Ausstieg. Zu seinen Auftraggebern macht Temme keine weiteren Angaben. Auf der russischen Internetseite www.atominfo.ru ist allerdings groß sein Foto zu finden, worauf er bei der Frage nach den Geldgebern auch selbst hinweist.

Juristisch geht es jetzt erst einmal um das simple Bauvorhaben. Temme beantragte, den Behälter drei Jahre lang auf Dichtigkeit und Belastbarkeit prüfen zu dürfen. Allerdings, so argumentiert Temme und so warnen zugleich Gegner seines Vorhabens: Ist erst mal der erste Bauabschnitt genehmigt, könnte dies auch Auswirkungen auf die Gesamtgenehmigung haben. "Die Folgeanträge laufen schon", sagt Temme selbst. "Und diese Anträge kennen die beim Gericht."

Darauf weist auch die Grünen-Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Bitburg, Ulrike Höfken. Erfahrungen mit der Atomkraft hätten gezeigt, dass eine Errichtung ohne spätere Nutzung keinen Sinn macht.

Leute, die bereits mit Temme zu tun hatten, beschreiben ihn als provokativ und einen, der stets an den Interessen der Bürger vorbei gehandelt habe. Aber auch als geschickt in Gerichtsverfahren und daher nicht zu unterschätzen. Da er mit anderen Windkraft-Projekten gescheitert sei, so wird vermutet, verfolge er nun diese Geschäftsidee so fanatisch.

Höfken sagt zum Mini-AKW-Plan: "Ich halte es für enorm gefährlich, die Idee zu verbreiten, man könnte mit hochgefährlichen Substanzen dezentral über die Republik verteilt arbeiten."

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8 Kommentare

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  • H
    Hannes

    "Auf der russischen Internetseite www.atominfo.ru ist allerdings groß sein Foto zu finden, worauf er bei der Frage nach den Geldgebern auch selbst hinweist."

    Ja und? Auf atominfo.ru sondert er eigentlich nur den gleichen Kram ab, wie offenbar sonst auch, außer, daß er das alles noch mit ein paar technischen Details garniert, deren (atom-)physikalische Richtigkeit ich spontan nicht nachprüfen kann. Über Geldgeber habe ich dort bisher noch nichts gefunden. Will sich der Mann vielleicht mit seinen vorgeblichen Rußland-Connections einfach nur interessant machen? :S

  • B
    Bendte

    "Wir haben selbst Beschusstests in Osteuropa durchgeführt". Verstehe ich recht, irgendwo in einem Nachbarland dürfen unterirdisch Atomanlagen gebaut und beschossen werden? Davon abgesehen: ist der Mann irre?

  • V
    vic

    "Forschungsreaktor" Ein neuer Trick.

    AKWs werden nicht besser dadurch dass man sie nicht sehen kann.

    Forschungsreaktor und Versuchsendlager...

    Und wenn etwas passiert, wars ja nur ein Forschungs-Vorfall.

  • K
    koppschüddler

    Huh? Was ist daran Forschung? Wie man optimale Sommerlöcher buddelt? :-)

  • D
    DonnyK

    Ich versteh da ein paar Sachen nicht

     

    "Ihm selbst erscheint die Idee wohl ziemlich genial, vielen anderen dagegen eher dubios:"

     

    Welchen vielen anderen?

    Ulrike Höfken? Die Verwaltung des Eifelkreises? Die Redaktion? Oder Vielleicht die Autorin selbst?

     

    "Zu seinen Auftraggebern macht Temme keine weiteren Angaben. Auf der russischen Internetseite www.atominfo.ru ist allerdings groß sein Foto zu finden, worauf er bei der Frage nach den Geldgebern auch selbst hinweist."

     

    Macht er jetzt Angaben oder macht er keine?

    Sein großes Foto hab ich auf der Internetseite leider auch nicht gefunden.

     

    Aber jetzt mal zu dem, für mich, verständlichen Teil:

     

    Ist doch nett, dass der Herr Temme sich so selbstlos um die Sicherheit unserer zukünftigen AKWs kümmert.

    An erster Stelle steht bei ihm die Terrorgefahr durch Terroristen mit modernster Waffentechnik

    und an zweiter kommt dann wahrscheinlich erst der finanzielle Aspekt.

     

    Ach, mir ist da mal so ganz spontan etwas total verrücktes eingefallen:

     

    Keine AKWs! Keine Gefahr!

     

    Ach ne, war blöd. Dann doch lieber verbuddeln.

  • C
    c-fire

    Geschützt vor Anschlägen, vielleicht....

    - dafür anfällig für Erdbeben?

     

    100% Sicherheit wird es nie geben. Lieber kein Risiko eingehen.

  • S
    Seth

    wtf...wenn ich Löcher buddle nutz ich erdwärme...da hat man auch keine entsorgungsprobleme...man müsste mehr bauen aber ansonsten....

     

    außerdem, wenn man mit sowas anfängt, AKW unter der erde zu bauen, wäre ja die einzigste sinnvolle schlussfolgerung alle überirdischen und terrorgefährdeten abzuschalten und ich wage zu bezweifeln das man soetwas überhaupt umsetzen kann und am ende auch einen nutzen davon hat...wenn wir die atomkraftwerke abschalten dann doch um den Atommüll zu vermeiden, stattdessen will der typ unter der erde AKW bauen..der hat auch die zeichen der zeit nicht verstanden....

  • T
    Thomas.Sankara.in.memoriam

    Da hat jemand anscheinend seinen Kopf zu nah an ein Windrad gehalten und ist mehrmals von den Rotorblättern erwischt worden.

     

    Die Angriffe mit Flugzeugen etc. sind außerdem doch nicht die einzigen Anschlagsrisiken. Was ist mit Sabotageakten und Angriffen auf Atommülltransporte - auch bei diesen 'neuen' Anlagen entsteht ja radioaktiver Müll.

     

    Viel besser und sicherer sind z.B. Windradbojen auf hoher See, die niemanden an der Küste stören, auch Seevögel, die an der Küste brüten, kaum. Sie könnten sogar mit internen Wellenkraftbojen kombiniert werden.