Forschungsergebnis der Uni Bremen: Sozial Schwache verlieren öfter den Kontakt zum Kind
Wie Väter mit Trennung umgehen
Im neuen Scheidungsfilm „Väter“ von Dani Levy kämpft Vater Marco darum, seinen Sohn auch nach Trennung und eigenem Fehlverhalten zu sehen – im Kino letztlich mit Erfolg. Doch im realen Leben steht es um die Scheidungsväter schlecht: Die Hälfte von ihnen hat nach Trennung oder Scheidung wenig bis gar keinen Kontakt zu den Kindern. Gerade Männer mit niedrigem Bildungsniveau und geringem Einkommen verlieren oft den Bezug zu ihren Sprösslingen.
Diese Ergebnisse gehen aus einer Studie der Universität Bremen über „Väterlichkeitserfahrungen nach Trennung oder Scheidung“ hervor. Ein Forschungsteam unter Leitung des Sozialwissenschaftlers Gerhard Amendt vom Institut für Geschlechter- und Generationsforschung hat mehr als 3.800 Männer via Internet zu ihrer Situation nach der Trennungsphase befragt.
Die Bremer WissenschaftlerInnen haben herausgefunden, dass ursprünglich 85 Prozent der Männer das gemeinsame Sorgerecht für die Kinder bejaht hatten. Nach der Trennungsphase haben allerdings nur noch 52 Prozent der Väter häufigen, fast 18 Prozent weniger häufigen bis selten Kontakt und 30 Prozent gar keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern.
Zwei wesentliche Aspekte sind ausschlaggebend dafür, ob die Lebensgestaltung dieser Kinder mit oder ohne ihre Väter stattfindet: Zum einen spielt die soziale Lebenslage der Männer nach der Trennung eine wichtige Rolle. Zum anderen hängt vieles davon ab, ob die Getrennten miteinander im Gespräch bleiben.
Männer in niedrigen Einkommens- und Bildungsverhältnissen laufen besonders Gefahr, den Kind-Kontakt zu verlieren: Stark eingeschränkte soziale und finanzielle Möglichkeiten kombiniert mit der psychischen Ausnahmesituation der Trennung verschärfen die Lebenslage dieser Väter.
Die Befragung hat gezeigt, dass es den Männern, die die Verantwortung für die Trennung mit übernehmen, viel leichter fällt, eine gestaltende Haltung während der Trennungsphase einzunehmen. Ob Männer die Trennung gestalterisch oder passiv durchlaufen, zeigt sich etwa daran, ob sie die Kinder selbst über eine Scheidung informieren oder ob sie diese unangenehme Nachricht lieber der Mutter überlassen. Männer, die den Trennungswunsch aktiv mitgetragen haben, waren auch häufiger daran beteiligt, ihren Kindern die bevorstehende Scheidung mitzuteilen. TAZ
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