Folgen der Finanzkrise: US-Bank CIT pleite
Die Finanzkrise in den USA geht in die zweite Runde: Weil Firmen ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen können, muss die CIT-Bank, größter US-Mittelstandsfinanzierer, Insolvenz anmelden.
Ähnliche Meldungen hat man aus den USA zuletzt etliche gehört: Mit der CIT ist am Sonntagabend wieder eine US-Bank pleite gegangen – die 115. in diesem Jahr. Anders als das Gros der Krisenverlierer wird der größte Mittelstandsfinanzierer der USA aber nicht liquidiert oder von einem Konkurrenten geschluckt: Der Vorstand hat einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren nach Kapitel 11 gestellt. Das bedeutet, dass die angeschlagene Bank zunächst vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt ist und versuchen kann, sich in einem geordneten Verfahren zu sanieren.
Die vor 101 Jahren gegründete CIT-Group finanzierte zuletzt rund 950.000 kleine und mittlere Unternehmen, vor allem Einzelhändler aus der Mode-, Textil-, Sportartikel- und Möbelindustrie sowie Fastfoodketten wie Dunkin Donuts. Viele haben kaum Alternativen, an Geld zu kommen. Eine ungeordnete Pleite hätte deshalb verheerende Auswirkungen auf die gerade aus der Rezession aufgetauchte US-Wirtschaft haben können.
Vor einem Vierteljahr hatten diverse Händler-Verbände deshalb einen gemeinsamen Aufruf an US-Finanzminister Timothy Geithner verfasst, in dem sie vor dem Verlust von "unzählbaren" Arbeitsplätzen warnten – ohne Geithner allerdings überzeugen zu können, weitere Staatsgelder in die Bank zu investieren.
Die Probleme der CIT hatten mit dem Ausbruch der Finanzkrise begonnen. Ähnlich wie etwa die nur mit Milliardenstaatshilfen gerettete deutsche Mittelstandsbank IKB hatte sich die US-Bank auf dem Höhepunkt des Kreditbooms verspekuliert, als sie sich von ihrem Kerngeschäft der Firmenkredite entfernte und auf Hypothekendarlehen an weniger kreditwürdige Kunden – sogenannte Subprimes – setzte sowie einen Studentenfinanzierer übernahm.
Ende 2007 brachen diese Märkte zusammen. Ende 2008 musste der Staat CIT mit 2,3 Milliarden US-Dollar aushelfen. Für weitere Geldspritzen war ihm die Bank dann aber nicht systemrelevant genug. Erst im Juli spendierte eine Gläubigergruppe einen Notkredit von weiteren 3 Milliarden US-Dollar.
Nur: Inzwischen ist die Finanzkrise in die zweite Runde gegangen. Gerade erst haben die meisten Banken ihre Bilanzen von den schlimmsten toxischen Krediten befreit – auch wenn beispielsweise der Internationale Währungsfonds hier noch Risiken in Billionenhöhe sieht. Nun können immer mehr Unternehmen wegen der Wirtschaftskrise aber auch eigentlich saubere Kredite nicht mehr bedienen. Für die Banken bedeutet das erneuten Abschreibungsbedarf, auf den nicht alle gut genug vorbereitet sind. Bei CIT drohten zuletzt rund 10 Prozent der Firmenkredite auszufallen.
"Diese zweite Welle steht uns in Deutschland auch bevor", sagte der Bremer Finanzwissenschaftler Rudolf Hickel. Er befürchtet, dass die Hausbanken aus Angst vor eigenen Problemen Kredite zurückhalten – und damit die Lage nur verschlimmern. Die Bundesregierung müsse deshalb überlegen, ob sie die Lücke nicht mit der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau schließen kann.
CIT selbst hält der Ökonom für sanierbar. Tatsächlich kann die Bank nach dem Antrag nach Kapitel 11 auf ein schnelles Verfahren hoffen. Schulden von 65 Milliarden US-Dollar stehen Vermögenswerte von 71 Milliarden gegenüber. Im Insolvenzprozess will CIT den Schuldenberg um 10 Milliarden verkleinern und den Liquiditätsbedarf verringern. #
Die Gläubiger sollen auf 30 Prozent ihrer Forderungen verzichten, bekämen dafür aber neu auszugebende CIT-Aktien. Ihre alten Anteile verlieren dadurch deutlich an Wert. Aber sie bekämen mehr als beispielsweise der Staat: Die Milliardenhilfen von 2008 werden wohl nicht zurückgezahlt werden müssen. Für den US-Bankenrettungsfonds Tarp wäre das der erste Verlust.
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