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FluglärmFlugsicherung in Turbulenzen

Flughafengesellschaft und Politiker erhöhen den Druck auf die Flugsicherung, flexible Routen zu planen. Der Berliner Süden solle möglichst geschont werden

Demonstranten protestieren in Lichtenrade gegen Fluglärm Bild: DPA

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat in den vergangenen Wochen eine steile Karriere zum Prügelknaben der Region hingelegt: Erst gingen die Bürger wegen der geplanten Flugrouten auf die Barrikaden, dann legte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) nach. Am Montag erklärten nun Landespolitiker und Flughafenchef einhellig, Vorgehen und Planung der DFS für den künftigen Großflughafen BBI seien unmöglich. "Die Flugsicherung hat es sich leicht gemacht", sagte Flughafenchef Rainer Schwarz bei einer gemeinsamen Sitzung der Wirtschaftsausschüsse von Brandenburger Landtag und Berliner Abgeordnetenhaus. Seiner Ansicht nach haben die DFS-Planer für ihre Routenvorschläge ein Standardschema angewendet, anstatt flexibel zu sein.

Am Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) soll es zwei parallel verlaufende Start-und-Lande-Bahnen geben. Die DFS hatte Anfang September einen Vorschlag vorgelegt; demnach sollten Flugzeuge kurz nach dem Start in Richtung Westen auseinanderfliegen, und zwar so, dass sie auch über den Berliner Süden fliegen. Dafür würde Blankenfelde-Mahlow, ein ohnehin von Landelärm geplagter Ort westlich des Flughafens, geschont. Abknicken müssen Flugzeuge, wenn sie gleichzeitig starten - aus Sicherheitsgründen. Politiker, Flughafengesellschaft und Bevölkerung gaben sich überrascht. Seit Wochen tobt nun Protest. Jüngst erklärte Ramsauer, die Planer müssten zu den alten Routen zurückkehren; er meinte damit wohl die angenommenen parallelen Startrouten.

Am kommenden Montag tagt die Fluglärmkommission, die mittlerweile 37 Betroffene und deren Vertreter umfasst. Sie soll Vorschläge für neue Routen erarbeiten und berät die DFS. Schwarz plädierte für flexible Modelle: gegebenenfalls gleichzeitig und abgeknickt starten, in ruhigeren Zeiten nur ein Flugzeug abfliegen lassen. Ähnliches werde in München praktiziert. "Natürlich würde das für die Flugsicherung schwieriger", so der Flughafenchef. Der Münchner Flughafen zeige aber, dass dies möglich sei.

Rückendeckung für die empörten Südberliner kam auch von den Grünen. Deren Fraktionschef Volker Ratzmann sagte, der BBI werde zur Entlastung Berlins gebaut. Davon dürfe man nicht abweichen. Am Rande der Sitzung auf die Belastung für die Blankenfelder und Mahlower angesprochen, entgegnete Ratzmann, die Menschen dort hätten seit Jahren vom Flughafenbau gewusst. "Berliner und Brandenburger müssen zusammengehen, es darf nicht zu einer Spaltung kommen", sagte er gleichwohl im Ausschuss. Auf die DFS wartet folglich nichts Geringeres als die Lösung eines gordischen Knotens.

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1 Kommentar

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  • AB
    Axel Böttcher

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    Herr Ratzmann von den "Grünen" soll 'mal ganz still sein.

    Es waren die "Grünen", die sich vehement für den Ausbau Schönefelds zu einem stadtnahen, fragwürdigen BBI eingesetzt hatten. Sperenberg sollte nach dem Willen der "Grünen" nicht bebaut werden, obwohl alle Gutachten dafür waren.

    Wenn wir jetzt diese Probleme des Fluglärms im Berliner Süden haben, dann haben wir dies den "Grünen" zu verdanken.