: „Flucht nach vorn“
■ Ausländische Presse zu Kohls „Super–Null“
Die konservative westliche Presse reagierte negativ bis abschätzig auf den jüngsten Beitrag des Kanzlers zur Abrüstungsdebatte. „Kohl hat die Annahme von Moskaus doppelter Null– Option durch die Alliierten praktisch niedergestimmt.“ Er habe einen „dicken Keil“ in die Versuche getrieben, „eine französisch–deutsch–britische Einstimmigkeit“ herzustellen, urteilt der konservative Daily Telegraph (Großbritannien). Der ebenfalls konservative Le Figaro (Frankreich) sieht eine „Flucht nach vorn“, die die „Karten der beiden Supermächte durcheinander bringen“ wird. Auch die konservative dänische Zeitung Berlingske Tidende spricht von dem „Versuch eines deutschen Vetos ... Wer alles oder nichts fordert, bekommt nichts, und das ist wohl die Absicht des deutschen Kanzlers.“ Am schärfsten formuliert die Sunday Times (England): Kohls „Politik beschädigt jetzt ernsthaft die westliche Allianz“. Da aber „die Regierung Kohl in keiner der drei Fragen die wirklichen nationalen Interessen Westdeutschlands repräsentiert“, kann laut Sunday Times praktisch Druck ausgeübt werden. Die Zeitung erklärt Kohls Vorstoß damit, daß er „ein schwacher Führer ist, der nervös auf jeden Wandel reagiert.“ FORTSETZUNG VON SEITE 1
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