CDU: Der Rücktritt des Parteichefs : Fliegender Fischer
Es ist zumindest, um es vorsichtig zu formulieren, ungewöhnlich. Dass eine Partei kurz vor einer Wahl ohne erkennbaren Grund ihren Vorsitzenden auswechselt, bietet durchaus Stoff für Spekulationen.
KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT
Die erste mögliche Erklärung wäre die chaostheoretische. Nach dem von führenden Genossen veranstaltetem Scherbengericht in der SPD zu Jahresbeginn und dem sommerlichen Putsch in der FDP gegen Parteichef und Spitzenkandidat Schinnenburg wollte auch Hamburgs betuliche Union mal Unterhaltungswert bieten. Nein. Das scheidet aus.
Die zweite Erklärung wäre die überhebliche, dass der Wahlsieg Ende Februar sicher sei. Doch daran glaubt Strahlemann Ole von Beust als Letzter. Die CDU darf sich keinen noch so kleinen Fehler mehr erlauben, wenn sie weiter regieren will. An die dritte Möglichkeit jedoch, dass Fischer sich vom Hof macht, weil er die Wahl eh schon verloren gibt, glauben höchstens sozialdemokratische Märchenonkel.
Nein, Hamburgs CDU ist der Überzeugung, das Richtige zu tun. Der fliegende Wechsel von Fischer zu Freytag zu diesem Zeitpunkt gilt ihr als gewiefte Taktik. So kann der seit langem als Kronprinz Gehandelte sich hinter den Kulissen in Ruhe einarbeiten. Denn Querelen in der Partei sind erst nach einer Klatsche an der Urne zu erwarten.
Und dass es dazu nicht kommt, dafür ist ohnehin einzig und allein Ole von Beust zuständig. Da ist es vollkommen egal, wer unter ihm Parteichef ist.