: Fleckig, glasig, schorfig
Wider den allgegenwärtigen Kartoffelrassismus
Seit Jahren schon geht es der Kartoffel hierzulande nicht gut. Von gedankenlosen Rüpeln wird sie zum Schimpfwort für die Ureinwohner dieses Landes herabgewürdigt. Als ob aber dieses unterirdische Schicksal nicht schlimm genug wäre, hat es die Kartoffel im Heißsommer des Jahres 2018 besonders hart getroffen.
„Fleckig und teuer“ sei sie, meldete gestern die Nachrichtenagentur dpa, die grausame Experten an der bemitleidenswerten Knolle herummäkeln ließ. Eine durchgehende Versorgung mit „qualitativ guter Rohware“ erscheine „aus heutiger Sicht nicht gesichert“. Ein „historischer Tiefstand“ sei erreicht, die Pommes würden „kleiner“ ausfallen, es gebe „Qualitätsprobleme wie Glasigkeit und Auskeimen“ und überhaupt sei das Aussehen „nicht ganz einwandfrei“. Inzwischen fänden sich sogar Kartoffeln mit „dunklen Flecken oder Schorfpusteln“ in den Supermarktregalen.
Schorf?! Pusteln? Flecken?! Ja geht’s noch, Ihr kartoffelverachtenden Miesmacher?! Redet unsere heißgeliebte kleine Knolle doch nicht schlecht! Muss denn immer alles nach dem Aussehen gehen? Kann nicht auch eine dunkel gefleckte Kartoffel ihre Qualitäten haben? Sind Kartoffeln denn keine Menschen? Wann stehen Deutschlands Künstler endlich wider den Kartoffelrassismus auf? Sollten nicht Feine Sahne Fischfilet und Fettes Brot eine Pommes-Rotweiß-Hymne dichten? Und ein Solidaritätskonzert für Kartoffelchips in Not geben? Bitte lasst die Kartoffel nicht wie eine heiße Kartoffel fallen!
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