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Flauer Nachtisch

■ „Der Couch-Trip“ mit Dan Aykroyd und Walter Matthau

Es ist nicht gerade so, daß uns der Sommer mit vorzüglicher Leinwandware verwöhnt. Eher könnte man sagen, daß uns das Kino ausgetrieben werden soll, aus welchem Grund auch immer. Ein öder Streifen nach dem anderen, so daß die Rezensentin doch in Versuchung gerät, ihrem alten Kindheitstraum nachzugehen und Bäuerin zu werden. Wenn die Ware so schlecht wird, sinken allmählich die Ansprüche. Es muß nicht mehr sooo intelligent, rührend, unterhaltsam, spannend sein, es reicht schon, wenn man sich nicht ekelt vor so viel bunter Dummheit. Es reicht schon, wenn man so ein liebes Gesicht wie das Walter Matthaus ein paar Mal sieht und wenn man ein -, zweimal trocken auflachen kann. Außerdem können nicht immer alle Sinne befriedigt werden, im Leben ebenso-wenig wie im Kino.

Nach Robert Altmans furchtbar gemeiner Therapieentlarvung Beyond Therapy schieben uns die Amerikaner den etwas flaueren Nachtisch Der Couch-Trip hinterher. Dan Aykroyd ist Gefängniskrankenhausinsasse, Psychiatriestation, ausgeliefert einem sadistischen Psychiater, der größte Freude daran findet, die wirklich Kranken mit seinem Vokabular vollzudröhnen (und noch die entsprechende Chemie hinterher), anstatt mit verständnis-liebevoller Wärme zu helfen. Aykroyd ist einer, der sich eingeschmuggelt hat, weil er keine Lust auf den Knast hatte. Er ist einer jener kindsköpfigen Faulpelze, die keine Gesellschaftsregeln einzuhalten gewillt sind. Durch einen Zufall nimmt er die Identität dieses Psychiaters an und vertritt als jener einen durchgeknallten Rundfunk-Sex-Therapeuten. Natürlich wird er sofort berühmt und beliebt, weil er alles so unverblümt und menschlich sieht, was dem ehemaligen Therapeuten nicht so recht ist, obwohl der schon lange das Wort „Sexualität“ nicht mehr hören kann, ohne einen Schub zu kriegen. Der geliebte Matthau taucht auf als bekanntes Schlitzohr, der wieder mal, wie zuletzt in Polanskis Piraten alle Register seiner Schweinigeleienkünste vorführen darf, wenn er sich halb ins vornehme Restaurantessen reinlegt und sich den Kaviar hinter die Kiemen stopft. Er ist der Trickser, der sogar noch das Schlitzohr Aykroyd bei seinem guten Herzen erwischt, daß er verzichtet auf reichlich abgezocktes Geld und die Mexikoreise und lieber Matthau einen guten Tag haben läßt - aber so endet es natürlich nicht, weil natürlich alles noch viel besser endet uswusf...

Simpler als Beyond Therapy spielt der Couch-Trip mit der These, daß die Analytiker, die Gestörten und die „Irren“ die besseren Menschen sind (bei Altmann haben sie alle einen Knall); und das ist für einen heißen Sommerabend auch okay, aber wehe, wenn die Antennen auf mehr thrill eingestellt sind...

Sweet Therapist

Michael Ritchie: Der Couch-Trip, mit Dan Aykroyd und Walter Matthau. GB 1988

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