Fischfang in westlicher Ostsee: Gefahr für den Hering
Agrarministerin Ilse Aigner mahnt die Verbraucher zu einem verantwortungsvollen Fischkonsum und kündigt schärfere Kontrollen von illegalem Fischfang an.
ROSTOCK dpa | Angesichts eines dramatischen Schwunds von Heringen will sich Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) für einen besseren Schutz der Bestände einsetzen. "Das größte Problem sehen wir beim Heringsbestand in der westlichen Ostsee", sagte Aigner am Montag beim Besuch des Instituts für Ostseefischerei in Rostock.
Das Niveau sei das niedrigste, das jemals festgestellt worden sei. Deutschland will nach Aigners Worten gemeinsam mit der EU-Kommission, den betroffenen Bundesländern und den Fischereiverbänden nach Lösungen suchen, um die schwierige Situation der Fischer in den nächsten zwei Jahren zu überbrücken.
Das bundeseigene Institut für Ostseefischerei bestätigte den Trend. "Der Bestand geht runter, und zwar rapide", sagte Institutsleiter Cornelius Hammer. Der Grund: Die Heringe haben immer weniger Nachwuchs produziert. Bis 2015 müsse deshalb die gesamte Fangmenge möglichst um 36 Prozent sinken, sagte Hammer. Das Institut geht davon aus, dass die EU-Kommission die Fangmenge voraussichtlich nur um 29 Prozent reduzieren wird.
Aigner forderte die Bundesbürger zu einem verantwortungsvolleren Fischkonsum auf. "Wir wollen eine bewusste Entscheidung für Produkte aus nachhaltig bewirtschafteten Fischbeständen", sagte die Landwirtschaftsministerin. Es gehe darum, in der Europäischen Union den rechtlichen Rahmen für ein Fischereiumweltsiegel zu schaffen. Mecklenburg-Vorpommerns Agrarminister Till Backhaus (SPD) sagte Aigner Unterstützung zu. Einen solchen Vorstoß hatte Deutschland bereits vor zwei Jahren unternommen. Die EU-Kommission will im ersten Quartal 2011 einen Verordnungsvorschlag vorlegen.
Ein Umweltsiegel gibt es bereits vom Marine Stewardship Council (MSC), einer unabhängigen Organisation, die sich für nachhaltige Fischerei einsetzt. Gemäß den MSC-Prinzipien hat die Fischerei dafür zu sorgen, dass etwa die Alters- und Geschlechterverteilung der Bestände aufrechterhalten wird.
Aigner kündigte schärfere Kontrollen von illegalem Fischfang an. "Da geht es um ein Strafpunktesystem ähnlich wie in Flensburg bei der Verkehrssünderdatei", sagte die Bundesargrarministerin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos