Firmen führen CO2-Label ein: Hilfe beim klimabewussten Einkauf

Erst Großbritannien, bald auch Deutschland: Ein CO2-Label soll Verbrauchern signalisieren, wie viel Treibhausgase für die Herstellung eines Produkts nötig sind.

Die Frosta-Produkte könnte schon bald ein Co2-Hinweis zieren. Bild: dpa

Unten rechts in der Ecke der Kartoffelchipstüte ist ein abwärts zeigender Pfeil. 75g steht neben dem Pfeil und CO2 darunter. Britische Konsumenten erfahren so, dass bei der Herstellung dieser Chips bis hin zur Entsorgung der Packung 75 Gramm Kohlendioxid ausgestoßen werden - und dass sich der Hersteller zur Reduktion des Ausstoßes verpflichtet hat.

Pünktlich zum ersten Geburtstag des Carbon-Trust-Labels in Großbritannien sollen auch Unternehmen in Deutschland die Chance auf ein CO2-Siegel bekommen. Das Prinzip klingt einfach: Ermitteln, wie viel CO2 in der Produktion steckt, den Wert senken und die Bilanz auf das Produkt schreiben. In Großbritannien liest sich das zum Beispiel so: "Wir haben den Kohlendioxid-Fußabdruck von Botanics Shampoo um 20 Prozent gesenkt. Sie können auch helfen. Wenn Sie zum Haarewaschen kälteres Wasser nutzen, reduzieren Sie die CO2-Emissionen, ihre Stromrechnung, und es ist auch besser für die Haare."

Ökologischer Fußabdruck für Produkte heißt das Prinzip. Bei Menschen bedeutet dies: Je mehr jeder Einzelne verbraucht, desto mehr Platz auf der Erde benötigt er, um die entsprechenden Ressourcen bereitzustellen. Beim "Product Carbon Footprint" geht es um einzelne Produkte: Je CO2-intensiver dessen Herstellung, desto größer der Fußabdruck. Tamara Sharpe, die Marken-Managerin der Kosmetikfirma Botanics, die sich am CO2-Label in Großbritannien beteiligt, erklärte zum Start des Projekts: "Wir wollen zeigen, wie Wirtschaft und Kunden zusammen gegen den Klimawandel kämpfen können."

Doch bis die Kunden in Deutschland CO2-Label auf den Verpackungen finden, wird es noch eine Weile dauern. Denn die Schwierigkeit steckt im Detail, erklärt WWF-Klimaexperte Matthias Kopp: "Derzeit sind wir in der Phase der Berechnung." Das heißt, mit allen Beteiligten einen Modus finden, wie die Emissionen am besten ermittelt werden können. Neben dem WWF tragen das Projekt auf der Umweltseite das Öko-Institut und das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Dazu kommen sechs Unternehmen: DM Drogeriemarkt, Frosta, Henkel, Tetra Pak, T-Home und Tchibo. Entsprechend unterschiedlich sind auch die Produkte, um die es geht: Von Wildlachs-Nudeln über Klopapier bis zur Fugenabdichtung ist alles dabei.

Dass es sich bei den Teilnehmern um große Firmen handelt, erklärt vor allem der finanzielle Aufwand. Mit 50.000 Euro pro Unternehmen rechnen die Initiatoren. Doch gleichzeitig weisen sie auf die Erfolge in Großbritannien hin: "Am Ende erklärten die Unternehmer, viel über ihre Produkte gelernt und am Ende noch Geld gespart zu haben", sagt Kopp. Das Feedback gibt ihm recht: Für das zweite Jahr haben sich über 150 Unternehmen bei Carbon Trust beworben, 15 werden am Ende teilnehmen.

Die Unternehmen erhoffen sich von dem neuen Label natürlich auch einen Werbeeffekt. "Neben Preis und Qualität ist der Energieverbrauch zu einem wichtigen Vergleichskriterium der Kaufentscheidung geworden", hat Claudia Schwab, Vizepräsidentin für Nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz bei der Deutschen Telekom, beobachtet.

Ein bewussterer Verbrauch könnte einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Denn derzeit verursachen die Deutschen laut einer Studie des Umweltbundesamtes vom vergangenen Jahr 40 Prozent ihrer Treibhausgasemissionen durch Konsum und Ernährung. Kopp jedenfalls kann sich das Label auch verpflichtend vorstellen. Doch zunächst müssen sich die sechs Unternehmen des "Product Carbon Footprint"-Projekts einigen. Ob sie zum Beispiel eine Ampel, ein Ranking oder auch einen Pfeil wollen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.