: Fink-Anwalt rügt Gauck-Behörde
■ Arbeitsgericht erhielt unvollständigen Mielke-Befehl
Berlin (taz) – Die vom Beauftragten für die Stasi-Unterlagen im Fink-Prozeß vorgelegten Akten sollen als Beweismittel unvollständig sein. Von einem Sammelbefehl des Stasi-Chefs Mielke, der entscheidende Bedeutung für den Prozeß um die Kündigung des früheren Rektors der Beliner Humboldt-Universität haben könnte, liegen dem Berliner Landesarbeitsgericht von insgesamt 35 Seiten nur drei vor. Der Anwalt Heinrich Finks kritisierte dies gestern mit den Worten: „Das sind ausgewählte Werke aus der Gauck-Behörde.“ Vor dem Landesarbeitsgericht wird derzeit in der Berufungsverhandlung über die Entlassung Finks verhandelt. Den ersten Prozeß hatte Fink, dem Stasi-Mitarbeit vorgeworfen wird, im April gewonnen. In dem Verfahren wird gegenwärtig versucht, die Beweiskraft der Stasi-Unterlagen anhand der Zeugenaussagen der hauptamtlichen Mitarbeiter des MfS einzuschätzen. Der Anwalt der Gegenpartei, des Berliner Wissenschaftssenators, bezweifelte in der gestrigen Verhandlung den Wahrheitsgehalt der Aussagen der Stasi- Offiziere pauschal: „Ich gehe davon aus, daß die Zeugen die Unwahrheit sagen.“
Der Leiter der für politische Untergrundarbeit zuständigen Stasi-Hauptabteilung XX, Paul Kienberg, sagte aus, der Befehl Mielkes habe für Hunderte von Empfängern gegolten. Sein Stellvertreter Benno Paroch bezweifelte gar, daß Mielke ihn persönlich unterzeichnet habe: „Das lief in der Regel mit Faksimile-Stempel.“ Kienberg gab zu Protokoll, die Urkunden wären im allgemeinen von der zuständigen Abteilung „Kader und Schulung“ zunächst als Blanko-Formular an den Führungsoffizier gegangen. Wann und ob dieser die Ehrung an den IM weitergab, habe im Ermessen des Führungsoffiziers gelegen. cif
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen