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Archiv-Artikel

Finanzspritzen für die Toleranz

Bei der Preisverleihung des Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ wurden 13 Berliner Projekte ausgezeichnet, darunter ein Kinderzirkus und ein Altentheater, eine Frauenprojektgruppe und eine Kunstauktion der evangelischen Kirche

VON ANNA STARK

Der Wappensaal des Roten Rathauses war eigentlich zu klein für diese Feier: Mehrere hundert, teilweise bunt gekleidete, ganz junge und ganz alte Menschen aus vielen Ländern drängten sich in dem ehrwürdigen Raum. Anlass war die Preisverleihung des Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“. 13 Berliner Projekte erhielten gestern als Anerkennung für ihre Arbeit eher symbolisch gemeinte Finanzspritzen zwischen 1.000 und 5.000 Euro – darunter ein Kinderzirkus und ein Altentheater, eine Frauenprojektgruppe und eine Kunstauktion der evangelischen Kirche. Es war der vierte Wettbewerb des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz“, das von der Bundesregierung 2000 gegründet worden war. Sein Ziel ist es, zivilgesellschaftliches Engagement gegen Extremismus und Gewalt zu unterstützen.

Klaus Böger (SPD), im Senat zuständig für Bildung, Jugend und Sport, würdigte in seiner Eröffnungsrede die große Resonanz des Wettbewerbs: „Aus 420 Einsendungen bundesweit wurden 102 Preisträger ermittelt, die sich besonders engagiert für Werte einsetzen, ohne groß im Rampenlicht zu stehen.“

Die ausgezeichneten Berliner Projekte zeigen ganz verschiedene Herangehensweisen, sich für Demokratie und Toleranz zu engagieren. Das „Theater der Erfahrungen“ (TDE) zum Beispiel arbeitet schon seit Mitte der 90er-Jahre generationsübergreifend. Bei seinem Projekt „Erben für die Zukunft“ war aber nicht nur der Austausch zwischen Alt und Jung wichtig, sondern auch die Zusammenarbeit mit polnischen Jugendlichen. Schüler im Alter zwischen 15 und 17 Jahren der Gabriele-von-Bülow-Oberschule reisten nach Lublin und diskutierten dort mit ihren polnischen Altersgenossen über gegenseitige Vorurteile und die Vergangenheit beider Länder. Beim Gegenbesuch der Polen setzten sie Teile der deutschen und polnischen Geschichte dramatisch in Szene – gemeinsam mit dem Seniorentheater.

Mit der Frage kultureller Identitäten beschäftigt sich seit 2002 das Projekt „Sarah-Hagar“, ein Zusammenschluss von Frauengruppen unterschiedlichen Glaubens. In Veranstaltungen und Workshops folgen sie mit Themen wie „Last und Lust der Tradition“ oder „Tradition der Macht – Macht der Tradition“ ihrem Prinzip der offenen Diskurse. „Wir halten es für wichtig, eine Kultur des Austauschs und der wechselseitigen Verständigung zu etablieren. Ein von Respekt und Toleranz getragener Dialog kann entscheidend zur Prävention und Bewältigung von Konflikten beitragen“, sagte die Koordinatorin von „Sarah-Hagar“, Christiane Klingspor.

Preisträger ist auch das Projekt „Grenzenlos“ des „Circus Cabuwazi“. Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen aus verschiedenen Nationen übten in einer Woche eine eigene Show ein. Mit Pferd, Planwagen und viel Gepäck tourten die jungen Artisten danach sieben Tage durch Brandenburger Dörfer.

Insgesamt über 3.000 Kinder und Jugendliche lernen jährlich im „Cabuwazi“ Zirkusnummern. Mit vier Zeltstandorten in Berlin ist er europaweit der größte Jugendzirkus und für alle zwischen 10 und 17 Jahren offen. Damit auch sozial benachteiligte Kinder das Angebot nutzen können, ist das Training kostenlos. Die Finanzierung gestaltet sich äußerst schwierig: Das preisgekrönte Projekt „Grenzenlos“ wird deswegen dieses Jahr nicht wieder auf Reisen gehen können. Von den zwölf beteiligten Erziehern, Artisten und Sozialarbeitern sind zehn nun wieder arbeitslos. Daran wird auch das Preisgeld von 2.000 Euro nichts ändern.

Alle 13 Preisträger werden unter www.buendnis-toleranz.de vorgestellt