Finanzkrise: Börsen erneut auf Talfahrt
Aus Amerika kommen neue Verlustzahlen, und auch dass einziger Gewinner Mc Donald's ist, klingt bedrohlich. Derweil müssen deutsche Manager mit Klagen rechnen.
TOKIO/NEW YORK/FRANKFURT ap/reuters/dpa Die Angst vor einer Wirtschaftskrise hat die Börsen weltweit wieder auf Talfahrt geschickt. Der asiatische Leitindex Nikkei verlor in Tokio 6,4 Prozent auf 8.120 Punkte und lag im frühen Handel sogar mit etwa 7 Prozent im Minus. In Hongkong rutschte der Hang Seng um 5,7 Prozent nach unten. In Südkorea gab es mit mehr als 8 Prozent die größten Einbußen in Asien.
Die schlechten Vorgaben für die asiatischen Händler kamen – wie so oft - aus den USA, wo der Dow-Jones-Index mit den 30 wichtigsten Titeln am Mittwoch um 5,69 Prozent auf 8.519,21 Punkte sank. Damit ist das Plus von 4,75 Prozent der vergangenen Woche innerhalb eines Tages wieder aufgezehrt. Der Deutsche Aktienindex sackte um 4,46 Prozent auf 4.571,07 Punkte. Er lag damit nur noch knapp über dem Negativrekord dieser Krise vom 10. Oktober.
Grund für die Rezessionsängste sind die schlechten Unternehmenszahlen vor allem in den USA. Die Bank Wachovia sorgte am Mittwoch sogar für einen neuen Superlativ: ihr Verlust von 23,9 Milliarden Dollar allein im dritten Quartal ist der bislang höchste einer US-Bank im Zuge der Finanzkrise. Pleitegehen wird Wachovia allerdings nicht – sie steht ohnehin kurz vor der lang geplanten Übernahme durch Wells Fargo.
Alle Zeichen auf Rezession
Experten zufolge fürchten die Börsianer die schlechten Unternehmensergebnisse inzwischen mehr als die Bankenkrise. Meldungen über Gewinneinbrüche gab es am Mittwoch aus nahezu allen Branchen, etwa von der Ölfirma ConocoPhillips, dem Flugzeugbauer Boeing, dem US-Telekomkonzer AT&T und dem Pharmahersteller Merck. Einziger Lichtblick: die Fast-Food-Kette MacDonald`s – die profitiert in der Regel von schlechten Zeiten, weil sich Big Mac und Co. dann besonders gut verkaufen.
Neben den schlechten Firmenergebnissen spiegelt sich die Angst vor einer Rezession auch im sinkenden Ölpreis. Am Mittwoch rutschte der Ölpreis in der Spitze um gut fünf Dollar nach unten, erholte sich im frühen Handel am Donnerstag aber wieder leicht und pendelte sich bei rund 67 Dollar pro Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate.
Bankmanager ein Fall für die Justiz
In Deutschland sind die Auswüchse der Finanzkrise inzwischen ein Fall für die Justiz. Am Mittwoch durchsuchten Ermittler der Frankfurter Staatsanwaltschaft und des Bundeskriminalamtes die Geschäftsräume der KfW-Bankengruppe in Frankfurt. Sie fahndeten nach Belegen, ob die Verantwortlichen die Millionenüberweisung der Staatsbank an das US-Pleiteinstitut Lehman Brothers nicht hätten verhindern müssen.
Am 15. September hatte die KfW rund 320 Millionen Euro an die Investmentbank überwiesen - unmittelbar bevor deren Insolvenz infolge der Finanzmarktkrise bekannt wurde.Nach Angaben der Justiz steht fast der gesamte KfW-Vorstand unter dem Verdacht der Untreue, auch der neue KfW-Chef Ulrich Schröder.
Auch andere Bankmanager müssen zittern. Laut einem Bericht der Süddeutschen Zeitung verklagt die IKB den ehemaligen Vorstandschef Stefan Ortseifen auf Rückzahlung von Tantiemen in Höhe von 805.000 Euro. Der wiederum klagt gegen seine Entlassung. Die IKB will noch gegen drei weitere Ex-Manager vorgehen. Als offenbar erster Bankvorstand in Deutschland erstatte der IKB-Manager Claus Momburg laut SZ bereits einen größeren Betrag zurück, nämlich insgesamt 558.000 Euro.
Das Handelsblatt meldet, dass nach Informationen der Münchener Staatsanwaltschaft auch gegen das Management der der Hypo Real Estate und der BayernLB rund ein Dutzend Strafanzeigen vorliegen.
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