Finanzkrise: Zerbrechlicher Aufschwung
Der IWF meldet leicht geschrumpfte Verluste der Banken. Aber der Aufschwung ist zerbrechlich. Die Banken brauchen dringend mehr Eigenkapital, sonst droht eine Kreditklemme.
BERLIN taz | Die Risiken, die in den globalen Finanzmärkten schlummern, sind weiterhin gewaltig - aber dank einer unerwartet schnellen konjunkturellen Erholung nicht mehr ganz so groß wie noch vor ein paar Monaten. "Die globale Finanzstabilität hat sich verbessert", schreibt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem Halbjahresbericht zur Stabilität an den Weltfinanzmärkten. "Doch die Risiken bleiben hoch und das Risiko eines Rückschlags ist erheblich." Die Verluste der Finanzbranche durch die Krise schätzt der IWF auf nunmehr 3,4 Billionen US-Dollar, 600 Milliarden Dollar weniger als im letzten Bericht vom April.
Die Erholung auf den Finanzmärkten hätte allerdings zu einer wieder wachsenden Risikobereitschaft geführt, warnte José Viñals, der Leiter der IWF-Kapitalmarktabteilung, bei der Vorstellung des Berichts in Istanbul, wo gerade die Jahrestagung von IWF und Weltbank stattfindet. Bessere Kontrollen und Regulierungen seien deshalb dringend notwendig.
Die Banken haben bis Mitte dieses Jahres bei Krediten und Wertpapieren schon 1,3 Billionen US-Dollar Verluste abgeschrieben, bis 2010 könnten weitere 1,5 Billionen hinzukommen - bei den europäischen Finanzinstituten noch mehr als bei den US-amerikanischen. Die Banken seien zwar inzwischen stabil genug, um die Verluste verdauen zu können. Doch bräuchten sie dringend mehr Eigenkapital, damit sie nicht weiter den Risiken der Kreditvergabe aus dem Weg gehen.
Dass die Banken das tun, zeigen zwei aktuelle Umfragen des Münchner Ifo-Instituts und der Unternehmensberatung Kienbaum: Immer mehr Unternehmen in Deutschland klagen darüber, dass sie nicht mehr an Kredite kommen, weil die Banken die Hürden dafür in die Höhe geschraubt hätten. Kienbaum zufolge meldete fast die Hälfte der befragten 50 Banken einen starken Rückgang des Neugeschäfts infolge der höheren Anforderungen. Damit bewahrheiten sich möglicherweise die Warnungen von Wirtschaftsverbänden, Politik und Zentralbankern, dass die Konjunkturerholung durch die Kreditklemme verlangsamt oder sogar abgewürgt werden könnte.
In seinem Weltwirtschaftsbericht, der Ende der Woche veröffentlicht werden soll, geht der IWF Vorabberichten zufolge von einem globalen Wirtschaftswachstum in Höhe von 3,1 Prozent aus. Bislang hatten die Schätzungen auf lediglich 2,5 Prozent gelautet. Dieses Wachstum dürfte sich allerdings vor allem in den Schwellenländern abspielen und nicht in den Industrieländern. Für Deutschland sei nächstes Jahr nur ein Mini-Aufschwung von 0,3 Prozent zu erwarten.
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