Finanzkrise in Griechenland: Spekulanten auf dem Prüfstand
Die Aufsichtsbehörden untersuchen, ob Spekulationen auf einen Staatsbankrott die Krise verschärft. Allerdings weigern sich auch Großbanken, Staatsanleihen aufzukaufen.
BERLIN taz | Anhaltende Spekulationswellen gegen Griechenland haben jetzt die Aufsichtsbehörden alarmiert. Die US-Notenbank Fed prüft, ob amerikanische Banken zur Verschlimmerung der griechischen Schuldenkrise beitragen. Fed-Chef Ben Bernanke sagte, dabei gehe es um "eine Reihe von Derivategeschäften mit Griechenland, die von Goldman Sachs und anderen Banken durchgeführt wurden". Goldman Sachs war erst kürzlich in die Kritik geraten, weil die Investmentbank der Regierung in Athen geholfen haben soll, das wahre Ausmaß ihrer Schulden zu verschleiern.
Die New York Times hatte zuvor berichtet, dass Banken und Hedgefonds mit sogenannten Credit Default Swaps auf einen griechischen Bankrott wetten. Das sind Papiere, mit denen Investoren sich gegen das Risiko von Zahlungsausfällen versichern können. Würde Griechenland zahlungsunfähig, würden die Käufer der Swaps damit Gewinne erzielen. Durch die hohe Nachfrage verteuern sich diese Papiere - und damit die Versicherungskosten für institutionelle Investoren.
Folglich verlangen sie höhere Zinsen für Griechenland-Anleihen. Außerdem werden alle anderen Anleger hellhörig und fordern nun höhere Risikoaufschläge. Die Verzinsung griechischer Staatsanleihen liegt schon bei rund 6,5 Prozent, mehr als doppelt so hoch wie bei deutschen Bundesanleihen. Verstärkt werden die Sorgen durch Gerüchte, dass die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Griechenlands erneut herabstufen wollen.
Durch die hohen Risikoaufschläge wird es für die griechische Regierung immer teurer, an neues Geld zu kommen. Sie muss aber bald wieder Anleihen in Milliardenhöhe auflegen, weil sie sonst die alten Schulden nicht abbezahlen kann. Erschwert wird die Schuldenaufnahme nun noch dadurch, dass laut einer Branchenumfrage Großbanken beschlossen haben, Griechenland keine Anleihen mehr abzukaufen. Zu groß sei das Risiko.
Schon jetzt steht nach Informationen der FTD das Land bei deutschen Banken mit 43 Milliarden Euro in der Kreide. Wenn Griechenland künftig nur noch zu Mondpreisen an Geld kommt, dann könnte im schlimmsten Fall das passieren, worauf Spekulanten derzeit wetten: Das Land würde zahlungsunfähig.
Am Montag besucht EU-Währungskommissar Olli Rehn Athen. Finanzhilfen wird er nicht mitbringen. Doch "wenn sie nötig sein sollten, dann sind die Eurostaaten dazu bereit", so ein EU-Sprecher.
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