Finanzierung durch die Crowd: Freiwillig seit 1979

Sie ist fast 40 Jahren alt und doch aktueller denn je: die solidarische Methode der taz.

Bild: Anja Weber

von KONNY GELLENBECK

Die solidarische Methode ist mehr als ein Rechenexempel. Würden sonst ein Drittel unserer Abonnent*innen freiwillig einen erhöhten Abopreis bezahlen, damit andere die taz auch zu einem akzeptablen Preis abonnieren können? Die Leser*innenfinanzierung ist der rote Faden in der Geschichte der taz seit ihrer Gründung.

Jahrgang 1955, fing im Jahr 1986 bei der taz an. Seit 1996 kümmert sie sich dort gemeinsam mit ihrem Team um die Genossenschaft und ihre fast 17.000 Mitglieder. Außerdem ist sie im Vorstand der taz Panter Stiftung.

1979 startete der selbstverwaltete Alternativverlag mit einem für die damalige Zeit ungewöhnlichen Finanzierungsmodell. Damals wurden Zeitungen über die Einnahmen von Anzeigenkunden finanziert. Die Gründer*innen der taz, Menschen aus politischen Bewegungen, wollten aber nicht von Werbebotschaften abhängig sein und setzten deshalb auf einen Mechanismus, den wir heute als Crowdfunding kennen: 7.000 sogenannte „Vorausabos“ finanzierten die Gründung der Zeitung, die seit 1992 eine Genossenschaft ist. Sie gaben und geben freiwillig Geld, um etwas abzusichern, das man eigentlich mit Geld nicht kaufen kann: Unabhängigkeit. Diese Unterstützung durch Leser*innen hat auch nach fast 40 Jahren nicht nachgelassen. Im digitalen Geschäft setzt die taz deshalb auf das, was sie schon immer stark gemacht hat: Solidarität und Freiwilligkeit.

Und wieder schwimmen wir mit dem Bezahlmodell taz.zahl ich (tzi) gegen den Strom. Zu einer Zeit, in der im Internet noch praktisch jeder journalistische Inhalt frei verfügbar war, warb die taz unter den Nutzer*innen von taz.de für einen freiwilligen Obulus von 5 Euro pro Monat. Die Initiative taz.zahl ich setzt auf die Einsicht, dass unabhängiger Journalismus nicht umsonst zu haben ist. Und tatsächlich unterstützen inzwischen annähernd 10.000 tzi-Zahler*innen das Projekt. Längst haben die meisten Verlage mehr oder weniger strikte Bezahlschranken errichtet; manche machen bestimmte Artikel kostenpflichtig, andere arbeiten mit Kontingenten. Die Idee von taz.zahl ich ist aber das Gegenteil einer Barriere, sie ist ein richtungsweisender, weil solidarischer Weg.

Bild: Monja Gentschow

Dieser Tage sucht die taz Genossenschaft ihr 17.000stes Mitglied. Aus der eingeschworenen Gruppe von Idealist*innen ist eine große Verantwortungsgemeinschaft geworden. Wir sind zuversichtlich, dass wir das gleiche erfreuliche Wachstum, das die Genossenschaft seit ihrer Gründung erfahren hat, auch weiterhin bei taz.zahl ich sehen werden. Denn die 5 Euro für tzi sind strukturell nicht weniger wichtig als die 500 Euro für einen Geno-Anteil. Beides steht für verantwortliches Handeln. Sie können es „Milchmädchenrechnung“ oder einen „Tropfen auf den heißen Stein“ nennen. Wir nennen es die „solidarische Methode“. Ob 5 Euro oder 500 Euro – Genossenschaft und taz.zahl ich sind zwei Verbündete für eine starke taz.