: Finaler Pass vermisst
■ Beim 0:1 gegen Rostock verpassen die Kicker von St. Pauli den Anschluss an die Nichtabstiegsränge. Derweil liefern sich die Fans den üblichen Kleinkrieg
Auch der Torwart-Routinier Perry Bräutigam konnte in einem Interview mit der Ostseezeitung nicht genau beantworten, warum die Partien zwischen dem FC St. Pauli und Hansa Rostock immer unter brisanten Vorzeichen stehen. „Es muss wohl daran liegen, dass beide Clubs stets im Abstiegskampf sind“, lautet seine unzureichende Begründung. Und weiter regt er sich sogar darüber auf, dass selbst im bösartigen „Rauchbombenspiel“ 1995 im Ostseestadion Klaus Thomforde und andere „das alles unverständlicherweise hochgepuscht haben“.
Spätestens als der Interviewer diese Unsportlichkeit als „qualmenden Feuerlöscher“ bagatellisiert, dürfte klar werden, warum einige St.Pauli-Fans immer noch ein gespanntes Verhältnis zu Reisen in den Osten der Republik haben. So wurden die St. Pauli-Fans auch diesmal mit „Scheiss St. Pauli“-Rufen von den Rostockern begrüßt, und die Mecklenburger warfen bei Ecken bevorzugt auf die Spieler im weißen Trikot. Immerhin: außerhalb des Stadions blieb es weitgehend friedlich.
Auf dem Feld versuchten sich die Mannschaften ebenfalls weitgehend fair und mit den vorher bereits bekannt gemachten Strategien gegenseitig die Punkte zu klauen. Hansa Rostock hielt sich an die vom neuen Trainer Armin Veh ausgegebene Offensivstrategie mit drei Stürmern und versuchte bevorzugt über die außen mit Di Salvo und dem im Hinspiel (0:1) erfolgreichen Markus Beierle zum Erfolg zu kommen.
Zunächst blieb es Di Salvo vorbehalten, Unordnung in der Hamburger Defensive zu provozieren. In der 15. Minute rannten sich Stanislawski und Kovalenko gegenseitig über den Haufen und hatten das Nachsehen, als der Ball Zentimeter am Tor vorbeirollte. In der zweiten Halbzeit kam Hirsch für Salou, als Folge der von St. Pauli-Trainer Dietmar Demuth wiederrum sehr offensiv ausgerichteten Abwehrreihe. Der sprintstarke Di Salvo sollte in der Sturmmitte für mehr Unruhe sorgen. Aber erst der vierte Stürmer auf Seiten der Rostocker holte den entscheidenden Elfer zum 1:0-Erfolg der Rostocker heraus.
Dietmar Demuth versuchte mit der siegreichen Mannschaft vom vergangenen Wochenende den Anschluss an die Nichtabstiegsränge herzustellen und kam trotz der risikofreudigen Aufstellung nur zu wenigen Chancen (10. Minute Rath). Die Einwechslungen von Rahn und Berre auf den Außenbahnen brachten nicht den erwarteten Schwung. Hansa Rostock übernahm mehr und mehr die Initiative, bis der clever herausgeholte Elfmeter die Entscheidung brachte. „Es ist mir unverständlich, wie wir am Ende noch durch so eine Unkonzentriertheit verlieren konnten“, sagte ein enttäuschter Marcel Rath, der damit wohl den einzigen Fehler von Cory Gibbs meinte. Der Amerikaner hat Armin Veh damit nachträglich wohl das schönste Geburtstagsgeschenk zum 41. Geburtstag gemacht, nachdem er von der eigenen Mannschaft nur einen Blumenstrauß bekommen hatte.
Aufstellung:
Hansa Rostock: Schober - Maul, Oswald, Jakobsson (68. Hill), Acher - Wibran, Lantz, Rydlewicz (78. Arvidsson) - Di Salvo, Beierle, Salou (46. Hirsch) FC St. Pauli: Henzler - Gibbs, Stanislawski, Amadou (82. Marcao) - Kovalenko (60. Berre), Bajramovic, Kientz, Meggle, Racanel (57. Rahn) - Rath, Patschinski Zuschauer: Gelbe Karten: Meggle (24.), Bajramovic (26.) Tore: 1:0 Hirsch (81. Minute)
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