■ Filmstarts à la carte: Pippi Langstrumpf vs. Adolf Hitler
Milla Jovovich wirkt mit karottenroten Haaren wie Pippi Langstrumpf, der rechtsgescheitelte Gary Oldman erinnert an einen Adolf Hitler from Space und Bruce Willis sieht aus wie Bruce Willis: In Luc Bessons „Das fünfte Element“ treffen sie sich alle zum fröhlichen Weltenretten/vernichten im 23. Jahrhundert. So richtig ernst mag das Fantasyspektakel allerdings niemand nehmen, weshalb neben den fünf außerirdischen Elementen, die allein den Angriff eines bösen Killerplaneten abwehren können, noch zahlreiche parodistische Elemente zum Einsatz gebracht werden. Unser Bruce als kampferprobter Taxiflieger in New York, ein hübsches Alienmädel als Genklon, ein interplanetarer Ferienort in Gestalt eines Kreuzfahrtschiffes: Schrill, bunt und temporeich ruft „Das fünfte Element“ Erinnerungen an „Blade Runner“, „Total Recall“ oder „Species“ wach - und hat dabei den entscheideneden Vorteil, nicht bloß unfreiwillig komisch zu sein.
„Das fünfte Element“ 3.3.- 4.3. im Moviemento 3
Wie neue Filme von den jeweiligen Zeitgenossen wahrgenommen werden, wird Jahre später oft zu einem ewigwährenden Quell der Verwunderung. Als Jean-Luc Godards „Außer Atem“ 1960 in die Kinos kam, störten sich die Leute nämlich weniger an den „falschen“ Anschlüssen und dem seltsam natürlichen Licht, an den ungewöhnlichen Kamerabewegungen, oder daran, dass Jean-Paul Belmondo an einer Stelle die Kinozuschauer plötzlich direkt anspricht. Über derlei formale „Neuerungen“ wunderte man sich kaum noch - waren doch seit dem ersten Auftauchen der Nouvelle Vague und artverwandter Regisseure wie Alain Resnais und Louis Malle bereits zwei, drei Jahre vergangen. Was die Leute wirklich aufregte, war die Amoral des Helden Michel Poiccard, der beiläufig einen Polizisten erschießt, der seinen Bekannten Geld stiehlt, wenn die gerade mal nicht hingucken, und der mit der Amerikanerin Patricia (Jean Seberg) durch die Betten tollt. Von solch lebensfrohem Tun sah man tatsächlich die Moral junger Menschen bedroht. Von einer sprunghaft angestiegenen Jugendkriminalität ist allerdings nichts bekannt. Lediglich der Kurzhaarschnitt von Jean Seberg entwickelte sich zum Moderenner der Saison.
„Außer Atem“ 2.3., 5.3. im Filmkunst 66 œ; 6.3.-8.3. im Blow Up
Im Filmmuseum Potsdam huldigt man zur Zeit Charles Chaplin mit einer Austellung, die vor allem Fotos aus Leben und Werk des britisch-amerikanischen Komikers zeigt. Dazu gibt es im Kino seine bekanntesten Filme, die einmal mehr belegen, dass Chaplin eigentlich doch immer ein Stummfilmkünstler geblieben ist. Seine überzeugendsten Auftritte hat er in „Der große Diktator“ (1940), wenn er als Despot Hynkel von Tomanien mit der Weltkugel tanzt oder mit perfekter Imitation der theatralischen Motorik des „Vorbilds“ Adolf Hitler Reden in einer teutonischen Fantasiesprache hält. Des wortreichen Bekenntnisses zu Demokratie, Liebe und Verständnis hätte es eigentlich nicht mehr bedurft.
„Der große Diktator“ 2.3.-4.3. im Filmmuseum Potsdam
Manchmal können Kinder mit ihrer Frage nach dem „Warum“ ganz schön nerven. In Michel Ocelots von westafrikanischen Märchen inspiriertem Zeichentrickfilm „Kiriku und die Zauberin“ stellt der kleine Kiriku damit allerdings vor allem die Rollenklischees und den traditionellen Aberglauben seiner Dorfgemeinschaft in Frage. Zudem kommt er dem Geheimnis der Zauberin Karaba auf die Spur, was ihm jedoch niemand so recht danken will. Ein Film, der sich mit seinen schönen klaren Farben an der naiven Malerei von Henri Rousseau orientiert.
„Kiriku und die Zauberin“ 2.3.-5.3. im Regenbogen Kino
Lars Penning
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