piwik no script img

Filmstarts à la carteDie Bade-Nixe des französischen Kinos

■ Der Sprung ins kühle Nass ist angesichts des eher vermurksten Sommers in diesem Jahr kein besonderes Vergnügen. Doch in weiser Voraussicht hat man beim Arsenal-Kino eine Filmreihe zusammengestellt, die wenigstens im Kino „Badefreuden“ verspricht. In dieser Woche führt uns Eric Rohmer gleich zweimal an den Strand: In „Pauline à la plage“ (1983) ist die Hauptsaison allerdings bereits vorbei, als die jugendliche Titelheldin (Amanda Langlet) und ihre Cousine (Arielle Dombasle) jene Männerbekanntschaften machen, die sie in die bekannten Rohmer-typischen Gefühlsverwirrungen stürzen. 13 Jahre später findet sich Amanda Langlet für „Conte d‘été“ noch einmal an der französischen Atlantikküste ein: Diesmal herrscht Hochbetrieb in dem kleinen Ferienörtchen, in dem die Ethnologiestudentin Margot den zunächst ungewohnt schweigsamen Gaspard (Melvil Poupaud) kennen lernt, der hier auf seine Beinahe-Freundin Lena wartet. Weil die allerdings ziemlich lange auf sich warten lässt, diskutieren Gaspard und Margot auf langen Spaziergängen dann doch ganz schön wortreich über die ideale Liebe und paradoxe Prinzipien. Als in der Disco auch noch die flotte Solène auftaucht, hat Gaspard plötzlich drei Frauen und ein Problem, wie es für einen Rohmer-Protagonisten nicht typischer sein könnte: Er kann sich nämlich nicht entscheiden und bleibt am Ende allein. Gebadet wird übrigens auch.

■ „Pauline à la plage“ (Pauline am Strand) (Om eng. U) 11.8. im Arsenal 2, 13.8. im Arsenal 1; „Conte d‘été“ (Sommer) (Om eng. U) 12.8. im Arsenal 1

■ Eine Orson-Welles-Retro bietet das Checkpoint-Kino an: Mit „Die Lady von Shanghai“ (1946/48) machte der genial- exzentrische Regisseur einen Ausflug in die düsteren Welten des Film noir und ließ seine damalige Gattin, die rothaarige Glamourgöttin Rita Hayworth, eine herzlich abgefeimte Schurkin mit kurzen blonden Haaren spielen. Ob sich Rita deshalb nur wenig später scheiden ließ, ist unbekannt. Die verwickelte Geschichte um einen Seemann, der in eine Mordintrige verwickelt wird, mündet in eine der schönsten Szenen der Filmgeschichte: Hayworth und ihr Filmgatte Everett Sloane tragen ihre Ehestreitigkeiten bewaffnet im Spiegelkabinett eines Vergnügungsparks aus und erschießen sich - verwirrt und geblendet von den multiplen Spiegelbildern - gegenseitig. Die Produktion von „F wie Fälschung“ (1973/75) litt wie alle späten Filme von Orson Welles unter erheblichen Finanzproblemen, weshalb ein nicht unbeträchtlicher Teil des Werkes einer Dokumentation von François Reichenbach über den amüsanten Kunstfälscher Elmyr de Hory entstammt. Ferner treten auf: Hory-Biograph Clifford Irving, der später eine Howard-Hughes-Biografie fälschen sollte, die Schauspielerin Oja Kodar sowie Welles als Taschenspieler und Erzähler, der das disparate Material charmant zusammenfügt und zu einer vergnüglichen und intelligenten Reflexion über Wahrheit und Fälschung in der Kunst verquirlt. Dabei schreckt der Zauberer Welles allerdings auch nicht vor „Fälschungen“ und Lügen zurück...

■ „The Lady from Shanghai“ (OmU), „F wie Fälschung“ 14.8-16.8. im Checkpoint

■ Mindestens drei überzeugende Attraktionen hat Raoul Walshs Stummfilm „The Thief of Bagdad“ zu bieten: den artistischen Abenteurer Douglas Fairbanks (den nach Chaplin wohl berühmtesten Filmstar der frühen 20er-Jahre), die schöne Anna May Wong als sadistische mongolische Sklavin, und die gewaltigen, höchst eindrucksvollen Bauten des Filmarchitekten William Cameron Menzies. Zu bewundern in einer restaurierten und viragierten Kopie. ■ „The Thief of Bagdad“ (OF) 13.8. im Arsenal 2

Lars Penning

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen