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Film zu Afrika-KlischeesArmut zieht immer

Je trauriger die Kulleraugen, desto mehr Geld von weißen Helfern: Der Film "White Charity" übt Kritik an Afrika-Klischees in Spendenkampagnen.

Spendenaufkommen = Kulleraugen + ärmliche Kleidung. Bild: screenshot/brot-fuer-die-welt.de

"Verzeihung, ihr Sparschwein hat gerade eine Krankenschwester verschluckt." "Ich trage einen Brunnen am Ohr." Über solche Nonsenssätze der Africa-Aid-Kampagne wird immer wieder gelästert. Aber welches Bild von Afrika wird über die Plakate derartiger Spendenkampagnen vermittelt?

Mit dieser Frage haben sich die Bildungsexperten Carolin Philipp und Timo Kiesel in ihrem 48-minütigen Film "White Charity" kritisch, aber nicht verbissen beschäftigt. MitarbeiterInnen von Hilfsorganisationen kommen darin ebenso zu Wort wie wissenschaftliche KritikerInnen der Spendenwerbung.

Für die Schriftstellerin und Literaturdozentin Grada Kilomba reproduzieren die meisten Plakate in hohem Maße Klischees über Afrika, so sagt sie in dem Film. So würden dort bevorzugt halbnackte Kinder vor ländlichen Hütten abgebildet, obwohl die Mehrheit der afrikanischen Bevölkerung längst in Städten lebe.

Ausgemergelte Gestalten

Die Aid-Afrika-Werbung bediene sich des Bilds von "ausgemergelten Gestalten, die hilfesuchend nach Europa blicken", ergänzt der Bonner Politikwissenschaftler Aram Ziai.

Nach Ansicht der New Yorker Literaturwissenschaftlerin Peggy Piesche hat sich an diesem Afrikabild in den zwei Jahrhunderten wenig geändert.

Sascha Decker von der Kindernothilfe hat grundsätzlich Verständnis für die antirassistische Fragestellung der Filmemacher, für das Fundraising hält er ihn aber für unpraktikabel. Er glaubt, dass die Spendenbereitschaft schnell sinken würde, wenn statt spärlich bekleideter Kinder Jugendliche in einen Internetcafe in Lagos oder einer anderen afrikanischen Metropole auf den Plakaten präsentiert werden - eine Prognonse, die sehr realistisch sein dürfte.

Allerdings bestätigt er damit die postkolonialen KritikerInnen: Traurige Kinderaugen fördern die Spendenbereitschaft und fördern die Überlegenheit der weißen HelferInnen.

Der Film kann bestellt und oder kostenlos angesehen werden unter www.whitecharity.de

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7 Kommentare

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  • K
    Katharina

    Ich finde es sehr begrüßenswert , dass die Taz über ein eher kleines Projekt wie "White Charity" berichtet!

    Allerdings frage ich mich, wie es möglich ist, die Dokumentation anzusehen und dann einen solchen Artikel darüber zu schreiben?

    Der Autor bestätigt (vermutlich unwissend) alles womit sich der Film, zwar nicht in erster Linie aber auch, beschäftigt. Nämlich die Dominanzposition von Weißen. Im Kern der Doku geht es um Schwarzsein und Weißsein, nicht um das "Bild von Afrika", wie der Autor gleich zu Anfang schreibt. Es geht darum, dass sich Weißsein immer nur in Abrenzung zum Anderen konstituiert. Darum dass Weiße die Definitions- und Unterdrückungsmacht haben und sie auch ausüben.

    Alle wichtigen Aspekte des Films lässt der Autor vollkommen außer Acht. Im gesamten Artikel taucht nicht einmal der Begriff Schwarzsein oder Schwarze/r auf. Auch Weißsein taucht nur einmal am Ende auf. Stattdessen geht es wieder pauschal um Afrika, dabei ist genau diese Pauschalisierung ein weiterer kritischer Punkt.

    Aber natürlich war es so bequemer für den Autoren. Denn sich mit der wahren Kernbotschaft der Doku auseinanderzusetzen, hieße sich mit dem eigenen Weißsein kritisch zu beschäftigen.

     

    Und an alle, die nach eigenen Angaben nicht verstehen wo das problem ist: Wie wärs damit den Film mal anzugucken? Bzw. sich generell mit der Thematik zu beschäftigen.

  • W
    weltwärtsler

    Danke, "sellerie"!

  • E
    Egbert

    forumsmitglied "nix da" hat den nagel auf den kopf getroffen! mehr ist zu dieser wirklich seltsamen debatte nicht zu sagen. danke.

  • S
    sellerie

    "(...) Decker von der Kindernothilfe hat grundsätzlich Verständnis für die antirassistische Fragestellung der Filmemacher, für das Fundraising hält er ihn aber für unpraktikabel. Er glaubt, dass die Spendenbereitschaft schnell sinken würde, wenn statt spärlich bekleideter Kinder Jugendliche in einen Internetcafe in Lagos oder einer anderen afrikanischen Metropole auf den Plakaten präsentiert werden - eine Prognonse, die sehr realistisch sein dürfte. Allerdings bestätigt er damit die postkolonialen KritikerInnen: Traurige Kinderaugen fördern die Spendenbereitschaft und fördern die Überlegenheit der weißen HelferInnen."

     

     

    Liebe taz, was ist das hier? Eine Filmrezension? Eine Aufforderung den Film anzuschauen? Eine Filmkritik?

     

    Es ist nix von dem, allerhöchstens eine plumpe (fast falsche) Nacherzählung.

     

    Ja, mit Decker wird gesprochen, aber das was ihm in diesem Text hier in den Glauben gelegt wird stimmt so einfach nicht. Die Position aus der Decker spricht ist durchaus problematisch, im Film aber spricht er sich explizit gegen Spendenwerbung per "spärlich bekleidet" und mit "traurigen Kinderaugen" aus und erklärt warum die Organisation, die er im Film vertritt, sich zu einer anderen, ausschliesslich textbasierten Kampagne entschieden hat.

     

    Genaueres Hinschauen, Nachdenken, kritische Reflexion statt plumper Reproduktion, ist das was der Film bzw die Debatte um Whiteness und Rassismus in den Vordergrund stellt/ stellen kann. Auch die Selbsgefälligkeit der SpenderInnen und großen Hilfswerke die sich mehr und mehr dem Selbsterhaltungszweck verschreiben spielen eine Rolle in diesem guten, kreativen Werk.

     

    Schade dass es der taz wieder einmal nicht gelingt eine Debatte abzubilden und in dem Mainstream-Fokus zu rücken. Schade das es nicht gelingt die Thematik zu skizzieren und den Film als das was er ist, nämlich EIN Ast von einem großen, komplexen Baum darzustellen und zu würdigen.

    Und das bei einen Thema dass auch in der taz immernoch viel zu wenig beachtet wird.

    Wirklich unglaublich schade.

  • C
    chrisfre

    @von nix da

     

    Hier geistern teilweise sehr 'überlegende' und 'über-

    legene', nicht etwa selbstoronisch oder satirisch

    kommentierende den KommentarAUFTRITT nutzende 'freien'

    Geister herum ...

     

    von nix da weiter freie Fahrt in diesem Forum und sein

    ungebremstes Recht auf Hunger!

  • C
    chrisfre

    Selbst in der bei fast jeder 'seriösen' Zeitung, für die der nicht unkritische Ulrich Wickert wirbt, war der Spendenaufruf von PLAN über Wochen online, einem Projekt, das v.a. die Genitalverstümmelung von Mädchen zu verhindern versucht und dieses Stereotyp bedient. AUCH das Kindchenschema.

     

    Meine Freundin, nicht gerade begütert, baut seit einem Jahr grassrootmäßig ein Projekt in Tansania auf. Mit den Leuten dort hat sie zusammen immer wieder den Alltag geteilt. Spärlichste Spendeneinnahmen seither!

     

    Wer noch spenden möchte, auch kleinste Beträge:

    center of hope for dakawa, leicht googlebar.

  • ND
    nix da
    fördern die Überlegenheit der weißen HelferInnen.

     

    ich spende ja grundsätzlich nicht, um keine überlegenheit zu demonstrieren. da können die hungernden kinder noch so bittend gucken. nix da. ich bin nämlich kein rassist. afrikanische kinder haben das gleiche recht auf hunger wie alle anderen auch.