Film über die „Königin der Herzen“: Mit Perücke in den Jazzclub
Der Wunsch nach Romantik und das Protokoll politischer Daten vertragen sich schlecht in „Diana“ von Oliver Hirschbiegel.
Unvermeidlich – dieses Wort beschreibt ein Biopic zu Diana, unserer aller Königin der Herzen, so zutreffend wie sonst nur den Wechsel der Jahreszeiten. Wer damals nach dem tragischen Unfall im Pariser Tunnel am 31. August 1997 die Hartherzigkeit besessen hätte, darauf zu wetten, wessen Leben zuerst für die große Leinwand adaptiert würde, Diana Spencers oder etwa Nelson Mandelas, der hätte garantiert auf Lady Di gesetzt.
Aber die Antwort auf „Warum erst jetzt?“ hat wohl mit dem Phänomen zu tun, dass beim Thema „Lady Di“ selbst hartherzige Zeitzeugen plötzlich sentimentale Seiten zeigen. Doch aus Sentimentalität ist noch nie ein gutes Drehbuch geschweige denn ein guter Film entstanden.
Denn wie kritisch man den medialen Kult um die europäischen Restadelbestände auch sehen mag, bleibt anzuerkennen, dass Diana eine Figur war, die die Menschen weltweit emotional berührte.
„Diana". Regie: Oliver Hirschbiegel. Mit Naomi Watts, Naveen Andrews, Douglas Hodge. Großbritannien, Frankreich, Belgien 2013, 113 Min.
Um aus diesem Stoff mehr zu machen als Fernsehkitsch, bräuchte es zumindest den Hauch einer kritischen Distanz – oder noch besser – eine Art Erkenntnisinteresse: Gibt es einen Aspekt dieser ihr privates Drama in voller Öffentlichkeit lebenden Person, den man noch entdecken könnte?
Wie es sich gehört, geht es um Liebe
Der Film „Diana“ nun, für den Oliver Hirschbiegel („Der Untergang“) die Regie übernahm, versucht es damit, sich auf die letzten zwei Lebensjahre der einstigen Prinzessin von Wales und darin auf einen tatsächlich weniger bekannten Aspekt zu beschränken. Wie es sich für die „Königin der Herzen“ gehört, geht es um Liebe.
Diana besuchte offenbar Mitte der 90er Jahre ein Krankenhaus in London und traf dort auf den Herzchirurgen Hasnat Khan. Es soll der Anfang einer großen, aber stets geheim gehaltenen Liebesaffäre gewesen sein. Wie die Öffentlichkeit trotzdem davon erfahren hat? Nun, aus „intimen Kreisen“, wie es immer so heißt. Herzchirurg Khan jedenfalls gab keine Interviews, bekannt ist nur, dass er sich gegenüber den diversen Untersuchungskommissionen zu einer Beziehung zu Diana geäußert hat, die wenige Wochen vor ihrem Unfalltod beendet wurde.
Wenn die Prinzessin kocht
Hirschbiegel inszeniert die Affäre größtenteils als intimes Personendrama: Da gibt es das zufällige Treffen im Krankenhaus, das die hier von Naomi Watts verkörperte Diana schon gleich in teenagerhaftes Augenrollen und Kichern versetzt. Der von Naveen Andrews (seriensüchtigen Zuschauern aus „Lost“ bekannt) gespielte Hasnat zeigt sich zunächst denkbar unbeeindruckt von der royalen Bekanntschaft.
Doch die bereits von Charles getrennt Lebende verfolgt ihr amouröses Ziel mit einiger Hartnäckigkeit. Schließlich hat sie den vielbeschäftigten Arzt soweit, dass er einer Einladung in ihren Kensington-Palast folgt. Das selbstgekochte Dinner, mit dem sie ihn beeindrucken will, geht jedoch gründlich schief. Aber Gott sei dank kann sich auch eine Prinzessin Fastfood ins Haus liefern lassen.
Das erzählerische Fleisch
Es sind solche „banalen“ Szenen, die das erzählerische Fleisch des Films bilden: Hasnat, der im Kofferraum des Autos in den Palast geschmuggelt wird und im Palast hilflos nach einem Aschenbecher Ausschau hält, Diana, die mit Perücke verkleidet zum ersten Mal nächtens in einem Jazz-Club sitzt und später als brave Hausfrau die Pizzakartons aus Hasnats Einzimmerapartment wegräumt.
Wenn die Wächter des Kensingtonpalasts darüber scherzen, woher wohl die zusätzlichen 80 Kilo in Dianas Audi kommen, glaubt man sich für einen Moment in einer leichten Liebeskomödie und denkt sich, wie schön es doch wäre, wenn der Film mehr Ähnlichkeiten zu „Ein Herz und eine Krone“ (mit Audrey Hepburn und Gregory Peck, 1953) hätte.
Denn gerade, wenn man sich von der puren Romantik dieser Geschichte einlullen lassen will – er bewohnt ein mieses Apartment und sie einen Palast! Sie schenkt ihm ihr ganzes Herz, aber er hat Angst davor, in der Öffentlichkeit zu stehen! – scheint der Film sich daran zu erinnern, dass es sich hier um ein Biopic handelt. Da muss dann irgendwie Dianas Einsatz gegen die Landminen abgehandelt werden, oder ein skandalträchtiges BBC-Interview, und immer wieder ihr Status als „berühmteste Frau der Welt“.
Für diesen Stoff aber findet der Film nie den richtigen Ton. So sehr sich die Schauspieler auch abmühen – Naomi Watts etwa kann perfekt die dauergesenkte Kopfhaltung Dianas imitieren – wird aus dem Ganzen selten mehr als seifiges Reenactment.
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