Fifa kritisiert Sarkozy: Frankreich droht WM-Ausschluss
Nach dem sieglosen WM-Auftritt Frankreichs hat sich die Politik eingeschaltet. Fifa-Präsident Blatter hat nun mit einem Ausschluss von internationalen Turnieren gedroht.

JOHANNESBURG apn/dpa | Fifa-Präsident Sepp Blatter hat dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy wegen politischer Einflussnahme nach dem blamablen WM-Auftritt der Nationalmannschaft mit einem Ausschluss des Landes von allen internationalen Wettbewerben gedroht. "Politische Einmischung wird von der Fifa geahndet werden. Der französische Fußball kann sich auf die Fifa verlassen, sollte es eine Einmischung geben, auch auf präsidialer Ebene", sagte Blatter am Dienstag. Sarkozy hatte angekündigt, sich persönlich um die Aufklärung des skandalumwitterten WM-Debakels der französischen Auswahl zu kümmern.
Blatter bedauerte den Rücktritt des französischen Verbandschefs Jean-Pierre Escalettes. Der 75-Jährige hatte am Montag seinen Rückzug angekündigt. Die Aufarbeitung des sportlich wie disziplinarisch desaströsen Auftritts der "Bleus" bei der WM in Südafrika war in den vergangenen Tagen zur Staatsaffäre geworden.
Die Mannschaft, die 1998 Weltmeister und bei der letzten WM Finalist wurde, war in Südafrika sieglos geblieben. Zudem kam es zum Eklat, als Trainer Raymond Domenech den Stürmer Nicolas Anelka nach Hause schickte, nachdem dieser ihn beleidigt hatte. Einige Spieler traten daraufhin in Streik und weigerten sich, vor dem entscheidenden Spiel gegen Südafrika zu trainieren. Weitere Auseinandersetzungen zwischen Trainerstab und Spielern folgten.
Frankreichs Sportministerin Roselyne Bachelot erklärte kurz darauf, dass ein Rücktritt des Präsidenten des französischen Fußballverbands, Jean-Pierre Escalettes, unumgänglich sei. Am Mittwoch sollen Escalettes und der scheidende Trainer Domenech vor der Nationalversammlung aussagen.
Die FIFA-Satzung schreibt jedoch vor, dass nationale Fußballverbände bei ihren Amtsgeschäften unabhängig sein müssen. Einflussnahme durch Regierungen kann demnach zu einem Ausschluss der Mannschaften von allen internationalen Turnieren führen. FIFA-Generalsekretär Jêrome Valcke hatte bereits eine Warnung ausgesprochen. "Wir schauen genau hin", sagte der Franzose.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!