: Feuer unterm Hintern
■ Die Apartheid-Komödie Yankee Zulu mit schmerzhaftem Witz
Yankee Zulu soll der Welt wohl beweisen, wie locker Südafrika schon über die Apartheid witzeln kann – und nebenbei für den Dschungelurlaub werben. Schlagkräftige Satiren über total verrückte, rechtsextreme Buren war jedoch schon während des Apartheid-Regimes erlaubt. Und mit dieser Strategie der Verharmlosung von Kritik durch maßlose Übertreibung haben Leon Schuster, Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller von Yankee Zulu, und seine Freunde Gray Hofmeyr (Co-Autor) und André Scholtz (Produzent) jahrelange TV-Erfahrung. Angeblich in ständiger Kabbelei mit der Zensur, die auch ihren neuen Film früher niemals so hätte durchgehen lassen. Trotzdem scheint es, als hätten die drei Filmemacher immer noch nicht ganz begriffen, daß es keine Zensur mehr gibt – oder können sie nicht anders?
Schuster, so der Waschzettel, verdankt die Drehbuchidee der Versöhnung von Schwarz und Weiß seinem Spielkameraden Pom Pom (“Wir beschmissen uns gegenseitig mit Dreck“), den er mit Beginn der Schulzeit „aus den Augen verloren“ und bis heute, entgegen aller Bemühungen, nicht wiedergefunden hat. Auch Zulu und Rhino wälzen sich als Film-Kinder gemeinsam im Dreck, schleudern Schlamm und stehlen Scheiße. Bis die Idylle von einer kleinen, weißen Hexe namens Rowena gestört wird, die den gutmütigen, dicken Burenlümmel zum Wilhelm-Tell-Spiel mit dem dürren, schwarzen Jungen überredet. Das erzählt eine Rückblende, um zu erklären, warum sich Rhino (Leon Schuster), ein armer Bauer, und Zulu (John Matshikiza), ein aus dem Exil in den USA abgeschobener Autodieb, nach 20 Jahren der Trennung um den Hals fallen und was ihre Beziehung trübt.
Der emotionale Konflikt löst sich im gemeinsamen Faustkampf gegen die inzwischen rassenhysterische Rowena (Terri Treas) und ihren Neonazi-Gatten (Wilson Dunster in seiner Paraderolle als „hirnweicher“ Bure). Psychologisch werden diese unterstützt von einem unfreiwilligen Hautfarbentausch, der mit einem noch tieferen Fall ins Schwarz-Weiß-Klischee einhergeht. Der endgültige Sieg gelingt jedoch erst mit der ebenso intelligenten wie brutalen Hilfe von Tinkie und Prinz William. In vorurteilsfreier, klassen- und rassenübergreifender, kreativer Kinderliebe bauen die beiden Kleinen eine Was-passiert-dann-Maschine, die die Pflanzen- und Tierwelt des Dschungels schamlos ausnutzt, um das nicht totzukriegende Rassistenpaar mit niegesehenen Foltermethoden zu malträtieren.
Je länger Yankee Zulu dauert, desto schmerzhafter werden die Scherze.
May Mergenthaler
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