■ Feuer gegen Olympia: Überall Verbrecher!!!
Noch ehe die Spurensicherung ihre Arbeit beendet hat, stehen für den Senat schon die Schuldigen fest. Die Anti-Olympics waren es. Ob wirklich ein paar wildgewordene Haßkappen vom Kommando „Axel Nawrocki“ die Brandsätze gelegt haben oder sich nur an die Brust klopfen, wird sich noch herausstellen. Skandalös war gestern mittag schon der Versuch des Innenstaatssekretärs Lancelle, auf den gelegten Feuern seine Süppchen zu kochen. Seine Erklärung klingt, als ob sie schon vor der Brandnacht in der Schublade lag. Endlich kann die eigens für die Bekämpfung von Olympia-Gegnern eingerichtete Sonderkommission beim Staatsschutz ihre präventive Rund-um-Überwachung legitimieren, endlich machen drakonische Strafen für Kinkerlitzchen nachträglich einen Sinn. „Wehret den Anfängen“ heißt die Devise, denn von Unbehagen, Protest, Anti-Olympia-Film und Lappenkrieg führt – so die Innenverwaltung – ein schnurgerader Weg in die „menschengefährdende Schwerstkriminalität“. Wer jetzt noch aus Angst vor Mieterhöhungen, Stadtzerstörung und Verkehrschaos plant, am Sonntag gegen Olympia 2000 zu demonstrieren, wird von vornherein zum potentiellen Gewalttäter abgestempelt. Denn er befindet sich in „denkbar schlechtester Gesellschaft“ und darf sich nicht wundern, wenn er von der Polizei einen auf die Mütze bekommt. Und weil der Senat im Vorgriff Schuldige braucht, wenn die IOC-Oberen sich gegen Berlin und für Peking oder Sydney entscheiden sollten, zählt er auch gleich Äpfel und Birnen zusammen. Die „Verharmlosung“ der Anti-Olympia-Bewegung „von Teilen der Politik“ und „bestimmten Presseorganen“ leiste dem „Abgleiten in die Kriminalität Vorschub“. Im Klartext heißt das, daß nicht nur Bündnis 90/Grüne zu geistigen Brandstiftern gemacht werden, sondern auch die über Bespitzelung und überzogene Polizeieinsätze berichtende taz. Die Ironie der Geschichte ist nur, daß weder zündelnde „Kommandos“ noch alternative Politiker oder bestimmte Medien die Spiele verhindern. Das schafft der Berliner Senat ganz alleine. Anita Kugler
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