■ Fernseh-Fakes: Echte Freier weniger schlimm als im TV
London (epd) – Gefälschte Szenen in einer Dokumentation kommen den britischen Privatfernsehsender Channel4 teuer zu stehen. Er muß 150.000 Pfund Bußgeld zahlen, weil er Kundenkontakte mit Strichjungen nachgestellt hatte, ohne das zu sagen. Die Sendung „Too Much Too Young: Chickens“ hatte nicht, wie vorgegeben, nur den ungeschminkten Alltag von minderjährigen Prostituierten in Glasgow gezeigt, sondern munter überspitzt. Die zuständige Kontrollkommission ITC (Independent Television Commission) mahnte: „Dramatische Rekonstruktionen“ in Dokus müssen gekennzeichnet werden! Besonders wenn die angeblichen Freier zum Produktionsteam gehören.
Noch härter hatte es die Kommerz-TV-Station CarltonTV erwischt, die Ende letzten Jahres zu einem Bußgeld von zwei Millionen Pfund verdonnert worden war. Bei einer Dokumentation über Drogenhandel auf der Insel hat sie „schwere Irreführung der Zuschauer“ begangen, so die ITC. Carlton TV war reißerischer und plumper vorgegangen. Channel4 hingegen zeigte sich kooperativ, nachdem der Schwindel aufgeflogen war.
Fälschungen im Fernsehen, sogenannte „Fakes“, werden derzeit in Großbritannien allerorten vermutet: Nicht zuletzt, weil verschiedene Nachmittags-Klatsch- Runden mit falschen Gästen aufflogen. Sie wurden von Agenturen bezahlt, um in den Talkshows tragische Rollen und Tränen zu geben. So schluchzte ein ehemaliges Fotomodell über Gewalt in ihrer Ehe, mußte aber bald zugeben, niemals verheiratet gewesen zu sein. Die BBC kürzte daraufhin ihren Talk „Vanessa“ um „einen genaueren redaktionellen Überblick zu haben.“ Außerdem müssen nun alle Gäste Wahrheitserklärungen ablegen.
Doch auch im wahren Leben hat selbst die öffentlich-rechtliche BBC-Sendungen aufgemotzt. Erwischt wurde jüngst „Driving School“, die neueste Doku-Soap. Auch die Das-wahre-Leben-Sendung über Fahrschüler und deren Schicksal enthält inszenierte oder gefälschte Teile, mußte die BBC zugeben.
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