: Ferien sind zum Lernen da
In Sommercamps bereiten sich Hauptschüler auf das Berufsleben vor. Sie lernen, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt einzuschätzen. Sponsoren finanzieren das Projekt
Manche Hauptschüler büffeln auch in den Sommerferien – und das freiwillig. 81 junge Berliner besuchen derzeit Bildungs-Sommercamps im Rahmen des Programms futOUR, das von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und dem Senat in Kooperation mit der Unternehmensgruppe Gegenbauer aufgelegt wurde. Ausgesucht wurden die Schüler in einem aufwändigen Bewerbungsverfahren.
Unter dem Motto „Dein Sommer – Deine Zukunft“ verbringen 81 Siebtklässler von 19 Hauptschulen drei Wochen in den Camps. Eine Gruppe fährt in den Schwarzwald, die andere an den Plöner See in Schleswig-Holstein. Die Kosten werden zu hundert Prozent von Gegenbauer und weiteren Sponsoren übernommen. „Ziel der Freizeit ist es, sich für die eigene Zukunft fit zu machen“, sagt Gunther Thiele, Sprecher der Unternehmensgruppe Gegenbauer.
So gibt es neben normalen Freizeitangeboten auch ein Bildungsprogramm. „Wir haben derzeit eine Situation, in der Hauptschullehrer schon froh sind, wenn sie einen Schüler pro Klasse in einer Ausbildung unterbringen“, so Thiele. „Dem wollen wir zumindest ein Stück weit entgegenwirken.“
Die Idee für das Projekt entstand vor zwei Jahren auf dem 80-jährigen Firmenjubiläum des Gebäudemanagements Gegenbauer. Dessen Aufsichtsratsvorsitzender habe ein gemeinnütziges Projekt ins Leben rufen wollen, berichtet Thiele. Hauptschüler zu fördern habe da nah gelegen, da der Gebäudemanagement und -reinigungsbetrieb selbst ausbildet. „Wir haben ja mitbekommen, wie ausbildungsunfähig viele Schulabgänger ins Berufsleben geschickt werden“, so Thiele.
In Seminaren und Workshops sollen die Jugendlichen bei den Camps das ganze Berufsspektrum kennenlernen, Berufswünsche und ein Gespür für ihre Möglichkeiten entwickeln, erklärt Wilke Ziemann, DKJS-Projektleiter der Fahrten. „Im letzten Jahr haben viele Schüler als Wunsch zunächst Model, Tierarzt oder Anwalt angegeben“, so Thiele. „Da ist es unsere Aufgabe, realistischere Perspektiven zu schaffen.“
Um erste praktische Erfahrungen zu sammeln, besuchen die Teilnehmer Betriebe. „So haben wir zwar schon ein paar Berufswünsche kaputtgemacht, andere haben sich dafür gefestigt“, so Ziemann. Doch die drei Wochen sollen nicht nur mit Arbeit gefüllt sein. Denn: „So traurig das klingt, für viele der Jugendlichen sind das die ersten Ferien außerhalb Berlins“, sagt Ziemann. NANA GERRITZEN