: Feministischer Internationalismus?!
■ Scheherazade-Workshop: Brauchen wir einen Weltsicherheitsrat der Frauen oder einen internationalen Frauennotruf? Ein Vorschlag der Berliner Initiativgruppe
Diskussionen im kleinen Rahmen sind meist fruchtbarer als Massenveranstaltungen. Diese Erfahrungen bestätigte sich im Rahmen der vorgestern begonnenen Tagung „Frauen, Demokratie und Islam“ im „Haus der Kulturen der Welt“. Die Berliner Scheherazade- Frauen, die zu Beginn des Golfkriegs mit ihrem utopischen Vorschlag einer „Welturabstimmung gegen den Krieg“ bei Fatima Mernissi, Rashida Enneifer, Emily Nasrallah und anderen arabischen Frauen auf große Resonanz gestoßen waren, trugen ihre Ideen für einen — nicht minder utopisch anmutenden — „Weltsicherheitsrat der Frauen“ vor.
Sie hatten diesen Vorschlag an über 1.200 Adressen international verbreitet, die Resonanz war vorwiegend positiv. Auch Fatima Mernissi befand, dies sei „genau das, was wir brauchen“, und schlug vor, auf einem „Trainingsseminar“ die Möglichkeiten eines solchen Gremiums zu eruieren. Als praktische Aktionsmöglichkeit schlug die Algerierin Khalida Messaoudi die Organisierung eines Warenboykotts für Länder wie Iran oder Sudan vor, die die Diskriminierung der Frau, also die „sexuelle Apartheid“, in ihrer Verfassung festgeschrieben haben. Die Palästinenserin Islah Gade zeigte sich jedoch skeptisch: Ein solcher im Westen organisierte Boykott stärke vor allem die Fundamentalisten.
Rashida Enneifer aus Tunesien schwebte hingegen die Errichtung eines internationalen feministischen Notrufs vor: „Der damalige Scheherazade-Appell hat bei mir und vielen anderen große Hoffnungen erweckt. Wir brauchen ein Netzwerk, wo jedesmal die Alarmglocke schrillt, wenn es irgendwo in den vier Ecken der Welt brennt.“ Ein Gedanke aus dem Herzen des feministischen Internationalismus, den auch die Berlinerinnen Halina Bendkowski und Heidrun Hankammer teilten: „Wir sollten einfach im Namen dieses Weltsicherheitsrates der Frauen sprechen und damit die Idee weiter international bekanntmachen. Wenn wir so miteinander reden, gibt es diesen Rat ja schon, andere, die sich treffen, können genauso dieser Rat sein.“ Die Diskussion wird fortgesetzt. usche
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