■ Mit der Bundespost auf du und du: Feilscherei um Schalter
Berlin (taz) – Bei der Post geht es zu wie bei Hempels unterm Sofa. Während der alte Postminister Christian Schwarz- Schilling längst das weite gesucht hat, zerfleischen sich Postdienstler mit Postbankern weiter um die Aufteilung der Schalterkosten. Seit der ersten Postreform 1989 nämlich sind gelbe und blaue Post getrennt und müssen sich Leistungen gegenseitig in Rechnung stellen.
Nachdem das Direktorium der Bundespost kürzlich das Geldhaus dazu verdonnerte, dem Brief- und Paketriesen für die Nutzung der Postschalter in diesem Jahr zwischen 1,44 und 1,8 Milliarden Mark zu überweisen, sinnen die Banker nach Rache. Gestern hat nun die Postbank angekündigt, sie werde im Gegenzug zumindest in größeren Postämtern eigene Schalter einrichten und mehr Geldautomaten aufstellen, um so die in Rechnung gestellten Abgeltungen zu reduzieren. Ihr Argument: Sie sei unter der Annahme einer Schaltervergütung von rund einer Milliarde Mark davon ausgegangen, in diesem Jahr erstmals schwarze Zahlen schreiben zu können. Die jetzige Regelung wird als existenzbedrohend abgelehnt; schließlich stehe das Unternehmen voll im Wettbewerb und habe keine Monopolerträge aufzuweisen. Schon vor Monaten hatten die Postbanker vorgerechnet, daß sie nur 15 Prozent ihres Geschäfts einbüßen würden, wenn sie nur noch mit rund 1.500 eigenen Schaltern präsent wären.
Für einen Rückzug der Postbank aus dem gemeinsam genutzten Schalternetz aber hat der Postdienst bereits eine Retourkutsche ausgeheckt: Sie würde dann am liebsten nur noch knapp zehn Prozent ihrer derzeit 17.000 Schalter behalten und ihre Leistungen statt dessen über Läden und Tankstellen anbieten. Eine Einigung der beiden Kontrahenten ist nicht in Sicht, und das zuständige Postministerium treibt unterdessen führerlos dahin. Erwin Single
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