Fehlverhalten beim KSC: Düstere Darbietung
Beim Karlsruher SC ist nach dem 0:3 gegen Schalke fast nichts mehr, wie es war: Nur der Rüpel Maik Franz bleibt sich treu. Warum die Karlsruher eine Einheit finden müssen.
Das grüne Stück Kunststoff flog durch die kalte Karlsruher Luft wie ein leuchtendes Fanal des Untergangs. Maik Franz, voller Testosteron und Frust, wie sein Trainer Edmund Becker später zu erklären versuchte, verließ den Innenbereich des Wildparkstadions so, wie Sekunden zuvor den Platz: mit ungebührlichem Verhalten.
Der Kapitän des Karlsruher SC trat einem grünen Gartenstuhl mit einem ätzenden Tritt die Lehne durch und verschwand wild gestikulierend in den Katakomben. Man sollte die Hoffnung ja nie aufgeben, aber Franz, seit anderthalb Jahren personifizierte Antiwerbung für seinen Mentalberater, ist seit Dienstag weiter denn je davon entfernt, sein Image als erster Rabauke der Liga abzuschütteln.
Als die Vorführung des KSC durch den FC Schalke 04 schon fast eine Stunde dauerte, rammte Franz zunächst Schalkes Stürmer Farfan um. Kurz darauf revanchierte sich dieser mit einem kleinen Foul, das Franz dazu brachte, wie ein schlechter Schauspielschüler Abrollen zu üben. Das rief den Unmut der Verantwortlichen auf der Schalker Ersatzbank hervor, worauf Franz wiederum mit provozierenden Gesten reagierte. Und deswegen wurde er zu Recht von Schiedsrichter Fandel mit der Gelb-Roten Karte vom Spiel ausgeschlossen. Aus Chronistenpflicht muss das alles ja erwähnt werden. Ein ärgerlicher Zeilenraub.
Viel spannender nämlich ist die Frage, ob die Badener nach nun vier Niederlagen hintereinander derzeit überhaupt in der Lage sind, der Krise zu trotzen. Dieser düstere Dienstag, das wussten alle, bedeutete die endgültige Abkehr vom Image des Ligaschrecks, das das junge Team in der Vorrunde der letzten Saison noch verkörpert hatte.
Die Schalker 2:0- Führung nach Toren von Bordon (15.) und Kuranyi (19.) war selbst zu diesem frühen Zeitpunkt schmeichelhaft für den KSC. Das 3:0 erzielte Farfan, als Franz schon unter der Dusche fluchte (67.). Die Schalker freuten sich über einen "ungefährdeten Erfolg", wie Trainer Rutten, zufrieden mit Spielweise und Trefferausbeute, erklärte. Stark spielte wieder Kevin Kuranyi, der an allen drei Toren beteiligt war. "Von Kuranyis Nationalmannschaftsrücktritt wird Schalke perspektivisch profitieren", vermutet Schalkes Manager Andreas Müller.
Bislang hat der KSC nicht von seinem teuersten Transfer profitiert. Aber Antonio da Silva allein für die Krise verantwortlich zu machen, greift viel zu kurz. Nach dem Spiel wurde kolportiert, dass da Silva ungelitten in der Mannschaft sei und mancher Spieler Vorgänger Tamas Hajnal nachweine. Richtig ist: Es grummelt in der Mannschaft zum Thema da Silva. Fehlende Laufbereitschaft und zu wenig Torgefahr wird dem Zugang aus Stuttgart vorgeworfen. Doch ebenso richtig ist, dass der KSC schon in der letzten Rückrunde die zweitschlechteste Mannschaft der Liga war - ohne da Silva.
"Wir brauchen da Silva noch", sagt Manager Rolf Dohmen eher flehentlich. Klar haben sie sich mehr erhofft von dem Techniker, aber Trainer Becker tut nichts, nur weil es "Populismus geschuldet wäre".
Im Winter will man den in Dortmund unglücklichen Giovanni Federico wieder zurückholen. Am Samstag geht es aber erst mal zum Derby nach Hoffenheim, dem neuen Ligaschreck. "Angst haben wir nicht", sagt Becker. Aber er gab zu bedenken: "Klappt mal ein Transfer nicht oder bringen ein paar Spieler ihre Leistung nicht, dann kommen wir eben in eine Situation wie im Moment." Beim KSC müssen sie sich schleunigst auf die Suche nach der verlorenen Einheit machen, sonst bleibt nur die Hoffnung, dass es am Ende vielleicht drei Mannschaften gibt, die noch schlechter sind.
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