Fehlende Ausbildungsplätze: Migranten aufs Dorf
Vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund bleibt ein Ausbildungsplatz verwehrt. Die Bundesregierung meint, sie sollen im ländlichen Raum "Chancen ergreifen".
"Die wichtigste Verbesserung ist, dass wir endlich aufhören, jeden Jugendlichen mit Migrationshintergrund als Problem zu sehen", so Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) am Dienstag. Die SpitzenpartnerInnen der Initative "Aktiv für Ausbildung" stellten am Dienstag eine neue Kampagne vor: Sie umfasst unter anderem einen Nachtwuchswettbewerb für JournalistInnen, eine Konferenz für ausländische Medien, die eine Redaktion in Deutschland haben, eine Fachtagung und mehrsprachige Publikationen zur beruflichen Bildung.
Mit der am Dienstag vorgestellten Medienkampagne soll das Image von Freiberuflichkeit gestärkt werden, außerdem das von Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Ziel ist es, deren Ausbildungschancen zu verbessern. "Arbeit bedeutet nicht nur ein geregeltes Einkommen. Genauso wichtig sind die damit verbundene gesellschaftliche Anerkennung und die Teilhabe an der Gesellschaft", sagte Schavan. Die berufliche Ausbildung sei ein zentraler Schlüssel für dauerhafte Integration.
Die Initative soll die wachsende Wirtschaftskraft von Betrieben mit InhaberInnen ausländischer Herkunft nutzen und neue Arbeitsplätze schaffen. Die Jugendlichen sollen zum einen integriert werden, aber auch den Fachkräftemangel aufhalten.
In Deutschland gibt es im Moment circa 580.000 UnternehmerInnen mit Zuwanderungsgeschichte. Doch nur 14 Prozent von ihnen bilden auch junge Menschen aus. Bundesweit liegt der Schnitt dagegen bei 25 Prozent. Zu erklären ist das dadurch, dass viele ausländische UnternehmerInnen gar nicht wissen, dass sie ausbilden dürfen.
Außerdem würden die bürokratischen Hürden als sehr komplex empfunden. Um die fehlenden formalen Ausbildungseignungen einzudämmen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung in 34 deutschen Städten Ausbilderseminare für ausländische Fachkräfte und UnternehmerInnen. Damit sollen 1.000 zusätzliche Ausbilder mit Migrationshintergrund junge Leute ausbilden können.
Unterstützt wird die Initative in diesem Punkt unter anderem vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag. Der wirbt bei von MigrantInnen geführten Unternehmen um Ausbildungsplätze und informiert insbesondere in Gebieten, in denen viele Menschen mit Migrationshintergrund leben.
Schavan forderte vor allem, dass sich die deutsche Mentalität ändern müsse. Man sei zu voreilig, was ausländische Abschlüsse angehe – die würden, so Schavan, in Deutschland häufig ausländische Abschlüsse nicht anerkannt. Ihre Kollegin Maria Böhmer, Migrations- und Integrationsbeauftragte, betonte die Wichtigkeit der Eltern – ihr Zugang zu Bildung sei von großer Bedeutung für den beruflichen Erfolg ihrer Kinder.
Auf Grund des demographischen Wandels finden vor allem Unternehmen in ländlichen Gebieten kaum Auszubildende. Doch die MigrantInnenzahlen steigen konstant. So forderte Integrationsbeauftrage Böhmer die Jugendlichen auf: "Ergreift die Chancen, die geboten werden. Leistung ist, was zählt, nicht der Name und die Herkunft."
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