■ Trennung von Charles und Diana kam unerwartet: Fast wie im richtigen Leben
London (taz) – Das „annus horribilis“, von dem die englische Queen noch vor wenigen Tagen zu ihrem Thronjubiläum sprach, war komplett: Mit belegter Stimme verkündete am Mittwoch nachmittag ein zerknirschter Premier John Major im Unterhaus, daß nun auch die letzte Ehe der Königskinder im Hause Windsor offiziell im argen ist. „Der Buckingham-Palast bedauert, mitteilen zu müssen, daß Prinz Charles und Prinzessin Diana sich zur Trennung entschlossen haben“, verlas Mayor und versetzte mit dieser Botschaft einer vollends unvorbereiteten Nation einen Schlag ins Gesicht.
Prinz Charles und Prinzessin Diana, so ließ zur selben Minute der Buckingham-Palast verlauten, haben diesen Entschluß in freundschaftlichem Einvernehmen getroffen. Eine Scheidung werde es nicht geben. Die Trennung werde keinen Einfluß auf die Thronfolge haben, und auch Prinzessin Dianas Krönung zur stehe dadurch nichts im Wege, so versicherte Major.
Für die BritInnen war es das böse Ende eines Märchens, das vor gerade elf Jahren mit der Traumhochzeit von Prinz Charles und Lady Diana Spencer begonnen hatte. Ist es, spätestens seit den Enthüllungen in Andrew Mortons Skandal-Schinken „Diana, die wahre Geschichte“ auch kein Geheimnis mehr, daß es mit der Ehe des Thronfolgers längst nicht mehr zum besten steht, so kam die offizielle Trennungsmeldung zu einem völlig unerwarteten Zeitpunkt. Zugeschrieben wird er der Queen selber, die klare Verhältnisse schaffen wollte, bevor ihre Enkel, Prinz William (10) und Prinz Harry (8), aus ihren Internaten in die Weihnachtsferien entlassen werden, die sie nun getrennt bei ihren Elternteilen verbringen werden. Charles soll Diana das Feld im Kensington-Palast überlassen und zu seiner Großmutter, der Queen- Mother, ziehen. Von der Bekanntmachung erhofft sich die Queen nun endlich ein wenig Ruhe vor der Regenbogenpresse, die das Königshaus mitverantwortlich macht für das endgültige Scheitern der Prinzen-Ehe. Neben den Morton-Enthüllungen hatten in diesem Jahr zwei Ereignisse für Schlagzeilen gesorgt: die „Squidgy-Gate“- Bänder, die angeblich ein privates Telefongespräch zwischen Diana und ihrem Freund James Gilby wiedergeben, der sie zärtlich Squidgy (Tintenfischchen) nennt, und ein Telefonat, in dem Charles Zärtlichkeiten mit seiner Freundin Camilla Parker-Bowles austauscht, von Diana angeblich mit „der Rottweiler“ betitelt.
Zahlreiche Minister wollen die Presse nun mit einer Straffung des Gesetzes für ihre vermeintliche Rolle im königlichen Ehedrama bestrafen, das als das schlimmste gilt, seit König Eduard VIII. 1936 wegen seiner Liebe zu einer geschiedenen Amerikanerin abdanken mußte. In beiden Parlamentshäusern bekundete man dem Paar Sympathie wie Trauer. Ex-Premier Edward Heath sprach sogar von der traurigsten Nachricht, die ein Premierminister im Unterhaus in modernen Zeiten verlesen mußte. Während die Hiobs-Botschaft als Aufmacher durch sämtliche Nachrichten ging und die Tageszeitungen dem Prinzenpaar fast soviele Seiten einräumten wie an ihrem Hochzeitstag, ging für Charles und Diana das „business as usual“ weiter. Hunderte von Meilen voneinander entfernt, gingen beide getrennt ihren Amtsgeschäften nach, wie das auch weiterhin sein soll. Nun werden sie gute Miene zum bösen Spiel machen und die Queen zum EG-Gipfel- Dinner auf die Jacht der Royals nach Edinburgh begleiten. Dann steht auch schon wieder die nächste Hochzeit ins königliche Haus: Im schottischen Balmoral geben sich morgen Prinzessin Anne und der Kommandeur Tim Laurence das Jawort. Antje Passenheim
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