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■ Fast 2 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau BosniensErfolg mit vielen Fragezeichen

Rein optisch hat die Brüsseler Geberkonferenz für den Wiederaufbau Bosniens ihr vorab gestecktes Ziel nicht nur erreicht, sondern sogar leicht übertroffen. Das ist zumindest psychologisch ein wichtiges Signal für die Menschen in dem zerstörten Land.

Allerdings gelang dieses Signal offensichtlich nur durch teilweise doppelte Buchführung in der Abschlußbilanz der Konferenz und durch die Vorverlegung einiger ursprünglich erst für den Zeitraum 1997–99 geplanter Finanzzusagen auf das laufende Jahr. Es ist zu hoffen, daß die in Brüssel versprochenen 1,83 Milliarden US-Dollar bis Ende 1996 auch tatsächlich zur Verfügung gestellt werden und daß vor allem die USA spätestens nach den Wahlen im November ihre zivile Hilfe überprüfen und deutlich nach oben aufstocken. Das gilt auch für andere Länder.

Mit dem Verzicht auf präzise politische Bedingungen an die bosnischen Konfliktparteien für den Erhalt von Wiederaufbauhilfen wollen sich die Teilnehmer der Konferenz einen möglichst großen Handlungsspielraum offenhalten. Das Kalkül gegenüber den bosnischen Serben wurde in Brüssel vor allem bei den Amerikanern und bei Carl Bildt deutlich. Eine Festnahme von Karadžić, Mladić und anderen durch die Ifor ist weiterhin nicht vorgesehen. Die Bewohner der serbischen Teilrepublik und die kooperationsbereiten Kräfte in den Behörden sollen selbst zu der Einsicht gelangen, daß eine möglichst rasche Auslieferung mutmaßlicher Kriegsverbrecher an das Internationale Tribunal in ihrem eigenem Interesse ist, weil nur danach der Wiederaufbau ungehindert und in vollem Umfang stattfinden wird. Es ist daran zu zweifeln, daß dieses Kalkül aufgeht.

Zuwenig Berücksichtigung fanden in Brüssel die Forderungen der Weltbank wie von „Medica“ und anderen Nichtregierungsorganisationen, bei der Wiederaufbauplanung auch solche Projekte stärker zu unterstützen, die nicht gleich sichtbare Ergebnisse bringen oder die nicht mit Aufträgen an Firmen aus den Geberländern verbunden sind. So wichtig der Häuserbau, die Reparatur von Verkehrswegen und die Energieversorgung sind: Ohne erhebliche Anstrengungen etwa bei der Schulausbildung oder bei der psychosozialen und medizinischen Betreuung kriegstraumatisierter Frauen, Kinder und auch der Männer, die jetzt aus den Armeen entlassen werden, kann es in Bosnien keine Versöhnung und keinen dauerhaften Frieden geben. Andreas Zumach, Brüssel

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