piwik no script img

■ DER TIPFassbinders Seitensprung

Wie viele Regisseure vor ihm war auch der Mythos Rainer Werner Fassbinder für einen Seitensprung ins Rundfunk-Medium zu haben. Bei der WDR-Produktion seines Anti- Goethe-Hörspiels Iphigenie auf Tauris im Jahre 1971 führte der Filmmann persönlich Regie. Mit seiner subversiven Verdrehung dieses Geheimratsstückchens über den Großmut der Mächtigen wandte sich RWF vor allem gegen die philistinen Interpretationskünste deutscher Oberlehrer. „Gar gute Wirkung auf reine Menschen“ hatte der „Originalautor“ Goethe sich von seinem deutsch- griechischen Seelendrama erhofft. Diesen frommen Wunsch möchte man Fassbinders zynischer Textmontage über die fragwürdige Berechtigung von Macht ebenfalls nachrufen. Die „Lernerfolgsbilanz“ seines Publikums nimmt sich zehn Jahre nach seinem Tod jedoch eher dürftig aus. Das Hörspiel wird um 22.06 Uhr vom BR2 ausgestrahlt.GeHa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen