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Farthmann für Lafontaine

■ In die NRW–SPD kommt nach Raus Schlappe Bewegung / NRW–Städtebau– Minister Zöpel für Lafontaine als Spitzenkandidat und Parteichef

Von Jakob Sonnenschein

Düsseldorf (taz) - Der politische Schwenk der SPD in Richtung Lafontaine scheint sich nun auch in NRW durchzusetzen. In Düsseldorf gilt es inzwischen als sicher, daß der Fraktionsvorsitzende Friedhelm Farthmann gegen Lafontaine als Parteivorsitzenden nichts einzuwenden hätte. Zwar halten dem rechten Flügel angehörende NRW–Genossen, wie der Dattelner Bürgermeister und Bundestagsabgeordnete Horst Niggemeier, den Lafontaine–Kurs für „verhängnisvoll“, aber einen offenen Kampf gegen den Saarländer wird es von NRW aus nicht mehr geben. Das, so ein Landtagsabgeordneter, würde den Landesverband in „eine Zerreißprobe“ treiben. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung sprach sich der stellvertretende Vorsitzende der nordrhein–westfälischen SPD, Christoph Zöpel, der zugleich als Verkehrs– und Städtebauminister dem Rau–Kabinett angehört, eindeutig für Lafontaine als nächsten Kanzlerkandidaten und Brandt–Nachfolger aus. Zöpel wörtlich: „Ich bin sehr dezidiert der Auffassung, daß die nächste Bundestagswahl an führender Stelle von Sozialdemokraten bestritten werden muß, die inhaltlich die Linie des Nürnberger Parteitags erarbeitet haben und die der Generation der 40–50 jährigen angehören. Ich sehe einen ziemlich großen Konsens, daß, an diesen Kriterien gemessen, Oskar Lafontaine der geeignetste ist. Dies alles ist jetzt kurzfristig mit der Frage des Parteivorsitzes verknüpft. Ich halte ihn auch dafür geeignet.“ Nach dem Verzicht von Rau, dessen Position als NRW–Vorsitzender und Ministerpräsident in Fraktion und Partei durch die Wahlniederlage keinen Schaden genommen hat, schwinden auch in NRW die Chancen für die „Integrationsfigur“ Jochen Vogel. Mit einem „Übergangskandidaten“ oder „Statthalter“, so eine zunehmende Zahl von NRW–Genossen, sei ein „Neuanfang“ nicht zu schaffen.

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